Über die Jahre hat Nintendo auf seinen diversen Plattformen vielen verschiedenen
Helden ein Zuhause gegeben. Manche waren so erfolgreich, oder hatten eine so
packende Geschichte zu erzählen, dass sie ein Comeback in Form eines Sequels
feiern durften. Und manche von diesen Fortsetzungen waren so beliebt, dass sie
zu einem festen Bestandteil der (Nintendo-) Spielelandschaft geworden sind. Eine
solche Institution, mit nunmehr 27 (!) Teilen auf den unterschiedlichsten
Plattformen, ist der Belmont-Clan, der nun schon seit 1986 peitscheschwingend
und mit Kruzifix, Rosenkranz und Weihwasser bewaffnet mit seinen Freunden gegen
die Fürsten der Hölle und deren Schergen in den Kampf zieht. Dass dieser aus dem
Hause Konami stammt, verwundert nicht, dann schon seit Anbeginn der Famicom-
beziehungsweise NES-Zeiten ist Konami ein Garant für Spielspass und hochwertige
Unterhaltung.
In der Rolle von Simon Belmont ist es die Aufgabe des Spielers, in das Schloss
des Grafen Dracula, das, vom Japanischen Titel übersetzte, Teufelsschloss
Dracula, einzudringen und auf dem Weg zur finalen Konfrontation mit ihm
allerhand Monstern und Shootingstars der Gruselliteratur und Mythologie das
Fürchten zu lehren. Die Medusa, Frankensteins Monster, die Mumie und selbst den
leibhaftigen Tod sollte man deswegen auf jeden Fall nicht fürchten. Auf dem Weg
vom Hoftor bis zu Draculas Turmzimmer hinauf, durch die, in sechs Ebenen
unterteilten 18 Stages bahnt man sich seinem Weg mit der Peitsche durch Unmengen
an Kobolden, Skeletten, Fledermäusen und anderen gar schauderhaften Gesellen.
Sehr, um nicht zu sagen unendlich hilfreich sind dabei die vielen Items und
Power-Ups, mit denen man mitunter leichtes Spiel gegen die Höllenbrut hat.
Dolche, Kruzifixe, Weihwasser und Uhren sind, sinnvoll eingesetzt, eine enorme
Hilfe. Sie findet man in der Regel nach dem Ausschlagen einer Kerze oder Fackel,
gelegentlich auch nach dem Besiegen eines Gegners. Die Herzen, ob gross oder
klein, sind dabei die Munition für die Extrawaffen, von denen man jeweils nur
eine bei sich tragen kann. So empfiehlt es sich durchaus manchmal eine neue
Waffe nicht einzusammeln, da sonst die bisherige Waffe, die gegebenenfalls
wesentlich nützlicher ist, verloren geht. Doch das A und O des
Abenteurerinventars ist und bleibt aber die magische Peitsche, die mit dem
Morgenstern-Upgrade zur Kettenpeitsche wird und somit verlängert werden kann,
denn bei diesem Spiel kommt es auf die Länge an. Selbst kleine und wendige
Gegner können so, aus weiter Entfernung, sicher eliminiert werden, ohne dass man
selbst Gefahr läuft, sich durch ihre teilweise unvorhersehbaren Bewegungen in
einen lebenspunktintensiven Nahkampf verwickeln zu lassen. Weiters lohnt es sich
durchaus, auch an jeder erdenklichen Stelle eines Levels die Wand- und
Bodenblöcke mit der Peitsche zu malträtieren, denn hinter ihnen verstecken sich
die sehr seltenen Schweinshaxen, die die notorisch zu leere Lebensenergie wieder
etwas auffüllen. Wohlgerüstet kann man sich so auf die 2-D Schlossbesichtigung
machen.
Die Levelabschnitte sind abwechslungsreich gestaltet und lassen keinen Hauch von
Eintönigkeit aufkommen: Egal ob nun Vorhof, Eingangshalle, Dach oder Kerker,
alle Passagen sind thematisch richtig in Szene gesetzt und sinnvoll miteinander
verknüpft und sei es auch nur durch einen plötzlichen Sturz in die Katakomben
des Schlosses, aus denen man sich wieder empor kämpfen muss. Dies kann dann aber
stellenweise zur Qual werden, wenn man an einer der vielen sprunglastigen
Passagen ankommt. Hier macht die, aus heutiger Sicht, miserable Steuerung dem
Spielvergnügen einen gewaltigen Strich durch die Rechnung: Das in den unzähligen
Jump and Runs zum angenehmen Standard gewordene Steuern während des Sprunges
fehlt hier gänzlich. Somit wird alles nur noch zu einer Frage des richtigen
Timings, ob man nun eines der bewegten Bodenelemente noch erwischt, was
normalerweise eigentlich zum Standard Repertoire des Jump and Run-Spielers
gehört, oder ob man nun auf der angepeilten Plattform landet oder nicht, was
eigentlich auch aus dem Effeff beherrscht wird. Dieses Manko ist mehr als nur
gewöhnungsbedürftig und zwingt so dem Spieler einen eigenen Spielrhythmus auf,
der nicht unbedingt jedermanns Sache ist. Aber in der Ruhe liegt die Kraft und
so findet sich der ehrgeizige Spieler damit ab, nur um weitere
gewöhnungsbedürftige Timingaspekte beim Angriff aus dem Sprung oder dem heiklen
Erklimmen von Treppen, wenn Gegner in der Nähe sind, festzustellen. Die
Treppenproblematik ist fast noch anstrengender als das Sprungproblem, hat aber
den Vorteil, dass es nicht so viele Treppen wie Sprünge gibt. Wenn man erst
einmal auf einer Treppe steht, ist man quasi auf ihr gefangen: Man kann also
nicht abspringen. Auch wird der Einsatz, vor allem der Sekundärwaffen, dadurch
erschwert, dass man diese normalerweise durch das Drücken von "Steuerkreuz-Oben
und "1" (bei der Wii-Remote)" aktiviert, so kann es öfters mal vorkommen, dass
man einfach in den Gegner hineinrennt, anstatt ihm die ewige Ruhe zu schenken.
Was noch negativ auffällt, ist, dass man bei der Berührung von einem Gegner
zurückgeworfen wird, was vor allem in der Nähe von Abgründen sehr frustrierend
sein kann. Doch dank der vielen Continues hat man oft genug die Gelegenheit
durch Abwarten solchen Situationen zu entgehen und die Steuerung zu
verinnerlichen, so dass es dann doch nach einiger Zeit weitestgehend flüssig von
der Hand geht. Einzig dass man nach jedem Tod wieder ohne Upgrades dasteht,
bleibt ein Wermutstropfen, denn mit der kurzen Peitsche schafft man es kaum,
unversehrt voranzukommen und so findet man sich schnell in einem Teufelskreis
wieder, dem man nur mit viel Geschick und einem Quentchen Glück entrinnen kann.
Die Grafik von Castlevania ist ein echter "Leckerbissen" für die beschränkten
NES-Verhältnisse: Ein liebevoll gestalteter, detaillierter Alter-Ego läuft und
springt durch eine ansprechend gestaltete Umgebung. Die Hintergründe sind
passend zum Level gestaltet und vermitteln so einen Hauch von Tiefe und
Dreidimensionalität, was sehr zum Ambiente und Flair des Spiels beiträgt. Dieses
wird noch durch den passenden Soundtrack verstärkt, der das Abenteuerliche und
Mystische des ganzen Settings stets optimal untermalt. Wie bei jedem anderen
Titel hört man sich aber schnell satt an den Kompositionen, wenn man die selbe
Passage zum X-ten Mal neu macht und so wird auch der Todes-Jingle zu einem
treuen Begleiter auf dem Weg zu Graf Dracula.
Fazit:
Mit Castlevania hat Nintendo wieder eine echte Legende auf die
V.C.-Spielerschaft losgelassen. 1986 durfte der Titel in keiner besser
sortierten Spielebox fehlen. Die extrem gewöhnungsbedürftige Steuerung und das
anstrengende Gameplay musste man billigend in Kauf nehmen, wohl auch aus Mangel
an Alternativen. Dennoch sind die 500 Punkte für Fans der Serie sehr gut
investiert. Die breite Masse der Spieler wird wohl bei diesem Liebhaberstück
schnell frustriert sein. Zumal es heute auch wesentlich angenehmer zu spielende
Fortsetzungen der Serie gibt, sollte ein Castlevania-Neuling lieber mit einem
der neueren (DS-)Teile vorlieb nehmen. Wenn man aber gewillt ist, über die
Mankos der Spielmechanik hinwegzusehen, dann erhält man ein atmosphärisch
dichtes und abwechslungsreiches Game, mit dem man sich gerne die Zeit vertreibt
und wenn sich dann doch mal (wieder) Frust einstellt, kann man getrost die
Speicherfunktion der Wii in Anspruch nehmen und sich etwas vom anstrengenden
Monsterjägerdasein erholen.
(Michi)
Pluspunkte:
+ Dichte Atmosphäre
+ Guter Soundtrack
+ Der Beginn einer Videospiel-Saga
Minuspunkte:
- Extrem gewöhnungsbedürftige Steuerung
- Teilweise haarsträubendes Gameplay
Wertung:
Einzelspieler: 6,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
500 WiiPoints
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(02.09.2009)