Zugegeben, die Idee der Entwickler von Teyon ist nicht gerade neu: „Wir haben da
noch ein Denkspiel aus dem Jahre 2005 für den PC irgendwo rumliegen. Lasst uns
das doch für DSiWare umsetzen, da laufen diese Spiele besonders gut.“ Gegen ein
solches Vorgehen ist nichts zu sagen, wenn denn dann die Qualität des Spieles
stimmt. Stimmt sie? In „Robot Rescue“ müsst ihr, wie der Name es schon
prophezeit, eine bestimmte Anzahl von roten Robotern aus einem Level lotsen. Die
Kamera blickt von oben auf das Spielgeschehen herab, welches sich auf beiden
Screens des DSi abspielt. Das Gerät haltet ihr dabei ähnlich wie in Dr.
Kawashimas Gehirnjogging wie ein Buch, für die Steuerung benutzt ihr jedoch
nicht den Stylus, sondern handelsüblich das Steuerkreuz. Die Haltung des DSi ist
zunächst etwas gewöhnungsbedürftig und die Kontrolle des Steuerkreuzes mit dem
rechten Daumen fühlt sich im ersten Augenblick irgendwie schräg an, aber schon
nach wenigen Augenblicken funktioniert alles ganz hervorragend. Ärgerlich ist
allerdings, dass zwischen den beiden Bildschirmen derartig viel Platz ist. Wie
bereits erwähnt, erstreckt sich das Level über beide Bildschirme, sodass sich
die Lücke doch als störend herausstellt. Zwar gibt es keinen „toten Bereich“,
das heißt euer Roboter fährt sofort vom linken Rand des rechten Bildschirms an
den rechten Rand des linken Bildschirms, aber der grafische Riss irritiert bei
den zunehmend anspruchsvoll werdenden Rätseln doch einige Male.
Doch kommen wir zurück zum Spielgeschehen: Die Hinführung der Roboter zum
Ausgang erweist sich als komplizierter, denn zunächst angenommen. Das Problem
sind die verknüpften Schaltkreise der roten Glupschaugen. Drückt ihr auf dem
Steuerkreuz nach oben, fährt nicht nur ein Roboter ein Feld nach oben, sondern
eben alle. Nur wenn eine Wand die Fortbewegung stört, bewegt sich der Blecheimer
nicht. Der Schwierigkeitsgrad der 45 Bereiche, die in jeweils 15 „leichte“,
„mittlere“ und „schwere“ Levels eingeteilt sind, definiert sich nun über die
Menge an Robotern und den angebotenen Fallen. Strombarrieren, Minenfelder,
Teleporter, Kopierer, verschlossene Türen sowie dazu passende Schalter und
Rollfelder machen euch das Leben schwer und die Levels schön abwechslungsreich.
Während Strombarrieren und Minenfelder schlicht nicht berührt werden dürfen,
beamen euch Teleporter über die Karte, Türen müssen mit Schaltern zunächst
geöffnet (oder auch mal geschlossen werden) und Rollfelder bringen euch
automatisch in ihr Ende. Doof nur, wenn dort eine Mine wartet. Stets ist es von
enormer Wichtigkeit, alle eure Roboter im Auge zu behalten. Es empfiehlt sich,
zunächst im Kopf den Lösungsweg durch das Labyrinth durchzuspielen, um dann im
nächsten Schritt zu schauen, wie ich mit einem der Roboter agieren kann und
dabei doch die anderen nicht vernichte. Verliert ihr auch nur einen Roboter, so
müsst ihr den Raum von vorn beginnen. Der Frustgehalt ist allerdings sehr
niedrig, da die Levels in der Theorie kaum mehr als wenige Sekunden dauern. Der
Denkprozess, der zur Lösung angestrengt werden muss, ist dagegen oftmals sehr
viel länger. Spätestens ab dem mittleren Schwierigkeitsgrad erwarten euch
heftige Kopfnüsse, die euch enorm viel „um die Ecke denken“ abverlangen.
Das Schöne an „Robot Rescue“ ist, dass jeder Spieler es sofort erlernen kann.
Die Steuerung beschränkt sich ja auf das Lenken der Roboter mit dem Steuerkreuz
und die Zielvorgabe ist leicht erklärt. Genau das macht dann auch die Güte eines
solchen Denkspiels aus. Zumal die Einführung der zahlreichen Objekte in den
Levels gelungen ist. In den leichteren Levels werden die Funktionen nach und
nach erklärt und zunächst einzeln eingeführt, sodass sich die Spieler daran
gewöhnen können. Leider ist die deutsche Übersetzung grauenvoll bis
katastrophal. Hier hat man die Arbeit offensichtlich einem automatischen Tool
überlassen oder dem hiesigen Azubi, der noch eine deutsche Urgroßmutter hat und
nur noch ein paar Brocken unserer Sprache versteht. Beispiele gefällig? Dann
hier ein paar Originalzitate aus den Hinweisen, zu den verschiedenen Objekten:
„Am Anfang wirst du die grundsätzliche Hemnisse und Falle kennenlernen und sich
mit der Spielsteuerung verkennen.“ „Pass auf, dass sich zwei Roboter auf dem
Transportband nicht zusammenprallen!“ „Spiele noch eine Etappe mit den
Transportbänder um sich damit zu verkennen.“ „Wie du siehst, das Kopiergerät
multipliziert die Roboter. Du musst aufpassen, genau wie der Teleport.“ Ihr
merkt, man wird rudimentär verstehen, was gemeint ist, aber „deutsch“ ist das
nicht wirklich. Eine solche Übersetzung muss heutzutage auch bei einem
200-Punkte-Spiel nicht mehr sein.
Wie zu erwarten, ist die Technik nicht mehr als solide. Die glupschäugigen,
kleinen roten Roboter sind niedlich gezeichnet, der Rest ist eher pragmatisch
umgesetzt, sodass sich alle Objekte gut unterscheiden lassen. Leider sind die
Levels allesamt in einem maschinellen Blau gehalten, mit Rohren und Zahnrädern
im Hintergrund, sodass insgesamt wenig optische Abwechslung herrscht. Daran
lehnt sich auch die musikalische Gestaltung an, die aus einem eher unauffälligen
Hintergrundsound und dem Menü-Jingle besteht. Doch sei’s drum, auch hier gilt
die Maxime: Gameplay first!
Fazit:
„Robot Rescue“ stellt zwar nicht den ganz großen Wurf dar, aber bereichert die
Denkspielszene auf DSiWare in angenehmer Weise. Für günstige 200 Nintendo-Punkte
werden Gehirnakrobaten köstlich und auf lange Sicht unterhalten. Das Spiel ist
immer wieder dafür gut, in einer Werbeunterbrechung herausgeholt zu werden. An
den nervigen Abstand der beiden Bildschirme wird man sich gewöhnen, die
schrullige deutsche Übersetzung im Nachhinein belächeln: In Erinnerung bleiben
die harten Kopfnüsse und das simple und doch anspruchsvolle Gameplay. Nach 45
Levels ist allerdings definitiv Schluss: Wiederspielwert hat der Titel aufgrund
seiner Beschaffenheit kaum bis gar nicht.
(Hendrik)
Pluspunkte:
+ sehr kurzweiliges Spielprinzip
+ einfach zu verstehen
+ abwechslungsreiches Leveldesign
+ gelungene Einführung
+ sehr anspruchsvoll, aber fair
+ 45 Aufgaben,…
Minuspunkte:
- ganz schlechte deutsche Übersetzung
- Abstand zwischen den Bildschirmen stört
- grafisch eintönig
- …ohne Wiederspielwert
Wertung:
Einzelspieler: 8,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
200 Nintendo Punkte
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(24.12.2010)