Shin'en Multimedia meldet sich zurück! Nach "Fun! Fun! Minigolf" und "Art of Balance" präsentieren die fleißigen Köpfe des
deutschen Entwicklerstudios ihr neuestes Download-Spiel und gleichzeitig erstes Plattform-Abenteuer für WiiWare: "Jett Rocket".
Was anfangs nur wie ein simpler Super Mario-Klon aussieht, entpuppt sich jedoch ziemlich schnell als clever gestaltetes und für
Wii-Verhältnisse grafisch atemberaubend schickes 3D-Action-Adventure, das sich keineswegs hinter den Spielen des pummeligen
Klempners aus dem Hause Nintendo verstecken brauch - wenngleich es durchaus noch Verbesserungspotenzial gibt ...
Nach einem Angriff der "Power Plant Posse" muss der Protagonist Jett Rocket unfreiwillig auf dem fremden Planeten Yoroppa
zwischenlanden und diesen nach Energiecontainern auskundschaften, um sein Raumschiff wieder in Schuss zu bringen. Das
Spielkonzept ist dabei recht einfach gehalten: In insgesamt drei Gebieten, die von einem tropischen Paradies, über eisige
Polarlandstriche bis zu einer giftigen Sumpflandschaft reichen, müsst ihr in bekannter Plattformer-Manier bis zum Ende der
je vier Level rennen, springen, klettern und fliegen - und dabei möglichst viele sogenannte Solarzellen einsammeln. Befinden
sich genügend Zellen in eurem Besitz, schaltet ihr das jeweils nächste Gebiet frei (Super Mario lässt grüßen). Der gute Jett
ist zwar kein Sprung-Akrobat wie Mario, kann diesen Nachteil aber durch seinen Jettpack auf dem Rücken, mit dem er kurzzeitig
aufsteigen, fliegen und damit so manche Abgründe und andere Hindernisse überwinden kann, wieder wett machen. Jettpack-Treibstoff
lässt sich dabei an ausgewählten Stationen in den Leveln auftanken. Und als wäre ein Jettpack alleine
nicht schon "cool" genug, stehen euch in manchen Abschnitten auch ein Jet-Boot und ein Jet-Snowboard zur Verfügung! Als
kleine Revanche für den unfreiwilligen Zwischenstopp und nicht zuletzt um wieder in den Besitz eurer Energiecontainer zu
kommen, gilt es jeweils am Ende des letzten Levels einer Welt einen kleinen, aber gut inszenierten Bosskampf zu meistern.
"Jett Rocket" ist gewiss weder das umfangreichste, noch das anspruchsvollste Jump 'n' Run im WiiWare-Shop. Es wird ungefähr
zwei bis drei Stunden brauchen, bis die Credits über euren Bildschirm laufen. Etwas strecken lässt sich der Umfang, wenn man
sich auf die Suche nach allen Solarzellen macht und zusätzlich die 20 von den Entwicklern integrierten Achievements
absolvieren möchte. Das Spiel mit 100% abzuschließen, ist dann vermutlich auch die einzig wahre Herausforderung, denn
im Wesentlichen ist "Jett Rocket" leider zu leicht für erfahrene Zocker. Wobei fairer Weise gesagt werden muss, dass es
zum Ende hin durchaus schwerer, jedoch nie wirklich fordernd wird. Das eine oder andere Leben wird man dennoch verlieren,
was jedoch weniger auf den spielerischen Anspruch, sondern vielmehr auf die zickige und stets unpassend positionierte Kamera
zurückzuführen ist. Während des Spielens mussten wir, um überhaupt festzustellen, wohin wir laufen, fortwährend die Kamera
manuell nachjustieren - und selbst das war nicht immer möglich. So kommt es zweifellos nicht selten vor, dass Sprünge
misslingen oder man in Gegner hineinrennt, die man aufgrund der miesen Kameraposition partout nicht rechtzeitig sehen
konnte. Besonders ärgerlich ist deshalb das Fehlen von Speicherpunkten in den Gebieten: Verliert ihr in eurer Lebensleiste
alle drei Herzen, geht es zurück an den Start und sämtliche Solarzellen müssen erneut eingesammelt werden. Einzig vor den
Bosskämpfen haben die Entwickler Checkpoints eingebaut - immerhin, möchte man sagen.
Dessen ungeachtet bietet "Jett Rocket" jedoch durch und durch unterhaltsame und abwechslungsreiche Plattformer-Kost. Eine
gewisse Anlehnung an Nintendos "Super Mario"-Reihe ist zweifellos erkennbar, doch ist dies erstens ja nichts Schlimmes
(Woran sollte man sich denn sonst orientieren, wenn nicht an der Referenz in Sachen Jump 'n' Run?), zweitens bietet das Spiel
auch genügend "eigene" Spielelemente und ist damit weit mehr als nur ein "Klon" oder eine Kopie. Die Entwickler haben hier
wirklich einen ordentlichen 3D-Hüpfer auf die Beine gestellt, der geneigten Genre-Fans von Anfang bis Ende viel Freude bereiten
wird. Besonders beeindruckend ist dabei die technische Seite des Spiels ausgefallen, die dem Spiel schon vor Release viel
Aufmerksamkeit unter den Spielern einbrachte: Die Grafik ist - typisch für Shin'en - herrlich bunt, knackscharf und äußerst
detailliert. "Jett Rocket" ist damit aktuell nicht nur der optisch beeindruckendste Titel im WiiWare-Lineup, sondern lässt
auch so manches Vollpreis-Spiel für die Wii ziemlich altbacken aussehen. Bedenkt man, dass es sich herbei lediglich um einen
Download-Titel für gerade einmal umgerechnet zehn Euro handelt, fasziniert die visuelle Gestaltung nur umso mehr. Shin'en hat,
wie man umgangssprachlich so sagt, wahrlich geklotzt und nicht gekleckert und verdient dafür vollen Respekt. Da kann man auch
schon mal über die etwas weniger beeindruckende musikalische Untermalung und die recht "billige", englische Sprachausgabe am
Anfang des Spiels hinwegsehen. Unnötig, aber leider vorhanden: Der eine oder andere Bug hat es leider durch die Endkontrolle
geschafft und so kann das Spielgeschehen unerwartet "einfrieren". Während unseres Tests kam es sogar zu einem schwerwiegenden
Glitch, der uns während eines Bosskampfes aus der abgeriegelten (!) Arena schleuderte und wir nur noch durch einen gezielten
Sprung in den nächstgelegenen Abgrund (und folglich dem Tod) weiterspielen konnten. Auf einige Slowdowns solltet ihr euch
übrigens auch einstellen.
Fazit:
Kurz und knapp: "Jett Rocket" ist der bisher gelungenste 3D-Plattformer für den WiiWare-Service und sieht optisch für einen
Download-Titel einfach fantastisch aus! Doch die bezaubernde Fassade kann leider nicht über einige inhaltliche und technische
Unzulänglichkeiten hinwegtäuschen, weshalb Shin'ens neuestem Werk eine Spitzenwertung leider verwehrt bleibt. Es bleibt noch
viel Luft nach oben, doch wenn sich die Entwickler die Kritik zu Herzen nehmen, hat der bereits angekündigte Nachfolger
definitiv das Potenzial zum "Blockbuster". Genre-Fans dürften aber ruhig schon beim Erstling zugreifen, denn "Jett Rocket"
hat es - wenn man an der einen oder anderen Stelle ein Auge zudrückt - definitiv verdient, gespielt zu werden!
(Alexander)
Pluspunkte:
+ gelungenes 3D-Jump 'n' Run à la Super Mario
+ drei thematisch ausgefallene Gebiete
+ Es gibt einen Jettpack!
+ Boss-Kämpfe
+ zwanzig Achievements zum Freischalten
+ wahrlich beeindruckende Grafik
Minuspunkte:
- zu kurz
- größtenteils zu leicht
- absolut grauenhafte Kamera!
- keine Speicherpunkte innerhalb der Level
- Bugs/Glitches
- Slowdowns
Wertung:
Einzelspieler: 8,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 1000 Nintendo Punkte
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(25.08.2010)