Die wachsende WiiWare-Warenwelt erfreut sich zunehmender Beliebtheit bei den
Spielern. Viele haben die zunehmende Anzahl an hochkarätigen Titeln zu schätzen
gelernt. Und auch immer mehr Spielehersteller wagen den Schritt hin zu dieser
neuen Plattform, die das Segment der Download-Spiele bietet. Konami präsentiert
mit Driift Mania einen sehr interessanten und vielversprechenden Rennspiel
Titel, dessen Name wirklich Programm ist und der einer bisher recht
unbedeutenden Disziplin des Motorsports zu neuem Glanz verhilft.
In Driift Mania findet man ein Rennspiel in seiner reinsten Form vor: Jeglichen
Schnickschnack à la Tuning, Waffen, oder gar Infos zu den Rennboliden sucht man
vergebens. Das Hauptaugenmerk liegt hier ganz klar auf dem Driften, das
dringendst erlernt werden sollte. Vor allem in Anbetracht der teils extrem
kurvenreichen Strecken, die man in der Schräg-von-oben-Perspektive durchquert.
Und hier liegt dann auch schon der Hase im Pfeffer: Die Fahrzeuge verfügen alle
über eigene Fahreigenschaften und ein teilweise sehr anspruchsvolles Handling,
was den Einstieg in das Spiel recht schwierig gestaltet, zumal in der
Fahrzeugauswahl ja keinerlei Anhaltspunkte auf die Eigenschaften der Fahrzeuge
zu finden sind. Im Singleplayer kann man auf sechs verschiedene Fahrzeuge
zurückgreifen, die sich in vier Kategorien einteilen lassen: Klein, Mittel,
Schwer und Spezial. Diese haben allerdings nur bedingt Ähnlichkeit mit
Schwierigkeitsgraden. Eher noch stehen sie für Größenkategorien, denn wo man im
„Klein“-Cup noch als Kleinwagen durch die Prärie brettert, lenkt man im
„Schwer“–Cup schon mal einen Doppeldecker-Bus oder eine Betonmischmaschine.
Durch das Beenden mit einer Goldmedaille kann man sich noch weitere zwei Autos
freischalten, die mitunter die bessere Wahl darstellen im Vergleich zum
Standard-Repertoire. Weiters erhält man auf diese Weise noch zusätzliche
Spielmodi für den Multiplayermodus, die Langeweile beim Spiel in größerer oder
kleinerer Runde gar nicht erst aufkommen lassen. Doch bis man diese alle
erspielt hat, ist ein weiter Weg zu gehen, denn der Schwierigkeitsgrad ist schon
recht knackig, was einerseits von der, wegen der Optimierung zum Driften, recht
schwammigen und gewöhnungsbedürftigen Steuerung herrührt, andererseits ist auch
die KI recht gut, denn die Gegner sind im Regelfall durchaus ernstzunehmende
Gegner, da meist schon ein kleiner Fahrfehler reicht und man kann sich die, bis
eben noch so gute Platzierung, abschminken. Aber auch das Gegenteil tritt häufig
ein: Massenkarambolagen und Öllachen können öfter mal noch das Blatt wenden und
helfen, verlorenen Boden wieder gut zu machen. Die insgesamt zwölf verschiedenen
Rennstrecken, die in Stadt-, Berg-, Schnee- und Oasenlandschaften unterteilt
sind, sind zwar nicht sonderlich aufwändig gestaltet und lassen verhältnismäßig
schnell so etwas wie Monotonie aufkommen, doch jedes einzelne von ihnen kann mit
spektakulären Driftpassagen, Sprüngen oder anderen Hindernissen aufwarten, die
einen schnell das lieblose Setting vergessen lassen. Die wahre Erfüllung dieses
Titels ist aber erst der Multiplayermodus, in dem man mit bis zu acht (ACHT!)
menschlichen Spielern auf der heimischen Wii-Konsole antreten darf. Beim
Rudelauftreten der Mitspieler „teilen“ sich jeweils zwei Spieler eine Wiimote.
Der eine von ihnen spielt ganz normal mit der Wii-Fernbedienung, der andere
steuert wahlweise über das angeschlossene Nunchuk oder den Classic Controller.
Leider wird hier nicht die Onlinefähigkeit der Wii unterstützt, was ein fast
schon unverzeihliches Manko hierbei ist, denn im WWW würden sich wesentlich
leichter die Mitspieler finden als im heimischen Freundeskreis. Aber auch wenn
man nur zu zweit gegen die sechs Bots antritt, macht das halbe Dutzend Spielmodi
richtig viel Spaß, egal ob man nun lediglich den Spezial-Cup gegeneinander
fährt, im Team-Modus eine Meisterschaft bestreitet, bei Meteoriten versucht, so
lang wie möglich zu überleben und durchs Ziel zu kommen. Auch die Anwendung von
klassischen Ego-Shooter-Multiplayer-Modi wie Kontamination, Kartoffel (Flag-Tag)
oder V.I.P. ist ein gelungener Schachzug, der für willkommene Abwechslung
sorgt.
Die von Konami propagierte Grafik in „Cartoon-Optik“ entpuppt sich leider als
enorme Schwäche des Spiels: Die Vehikel sind teilweise extrem klein geraten und
neigen dazu, vor allem im Gemenge einer Massenkarambolage, unterzugehen. Auch
kann man meist kaum erkennen, was nun das ausgewählte Fahrzeug darstellen soll,
was wegen der ziemlich einfallsreichen Typen schon ziemlich schade ist. Wer hier
in der glücklichen Lage ist, über einen Beamer oder ähnlich großen Fernseher zu
verfügen, ist klar im Vorteil, denn sonst sind die Autos, gefühlt, nur
Stricknadelkopf groß. Auch die wenig aufwändig gestalteten Levels tragen ihren
Teil dazu bei, Driift Mania nicht gerade zu einem optischen Kracher zu machen,
da keine Strecke wirklich im Gedächtnis bleibt, sondern nur wegen ihres
Kurvenreichtums Erwähnung findet. Natürlich kann man bei solchen Mini-Autos
akustisch nicht mit Formel-1-Feeling rechnen, die Effekte passen aber
hervorragend zu den Spielzeugautos, die über den Bildschirm rutschen. Der
funkige Soundtrack zum Spiel ist zwar nicht preisverdächtig, aber trotzdem kann
man an den Latin-Beats nichts Großartiges aussetzen. Wie oben erwähnt, ist die
Steuerung die Hauptschwierigkeit des Spiels, da sie sehr gewöhnungsbedürftig
ist. Erst nach vielen, vielen Rennen, in denen man der Verzweiflung nahe ist,
hat man den endgültigen Bogen raus, wie man durch hartes In-die-Kurve-legen und
gezieltes Gegensteuern und Bremsen, am besten um die Kurven kommt. Ansonsten
kann man eigentlich nichts an der horizontalen Haltung der Wii-Remote aussetzen,
zumal die sehr puristische Beschränkung auf Steuerkreuz und „1", "2“ sowie „+“
den Arcade-Charakter, den die Optik vermittelt, sehr gut fördert.
Fazit:
Wenn es bei Videospielen so etwas wie „Liebe auf den zweiten Blick“ geben
sollte, dann wird dies häufig bei Driift Mania passieren. Selbst ausgewiesene
Genre-Spezialisten werden an der Steuerung zu beißen haben, weswegen der Titel
eher weniger für absolute Neueinsteiger geeignet ist, die mit dem Lenken eines
Fahrzeugs bisher noch nicht viel am Hut hatten. Hat man sich aber erst mit der
„Macht" vertraut gemacht, kann der Spaß beginnen und vor allem der Multiplayer
wird viele Stunden davon bieten. Wer also gerade 800 Punkte hat und gerne mal
ein cooles Rennspiel sein Eigen nennen möchte, der ist hier goldrichtig. Obwohl
Grafik, Sound und Steuerung alles andere als up-to-date sind, macht das
Spielprinzip „Driiften“ viel Freude und die meisten Mankos wieder wett.
Langzeitmotivation bietet vor allem der Mehrspieler-Bereich, da der
Singleplayer, nach dem man alle Zusatzfeatures freigeschaltet hat, kaum noch
Wiederspielwert hat. Eine Weltrangliste oder eine ähnliche Online-Unterstützung
hätte dies sicher verhindern können. (Michi)
Pluspunkte:
+ Genialer Multiplayer
+ 8(!) Mitspieler
+ Driiften!!!
+ 32 Fahrzeuge
+ Gute KI
Minuspunkte:
- Nur zwölf Strecken
- Gewöhnungsbedürftige Steuerung
- Fitzelige Mini-Autos
- Keine Fahrzeug-Infos
- Bedingte Langzeitmotivation im Singleplayer
Wertung:
Einzelspieler: 7
Mehrspieler: 8,5
Screenshot 1

Screenshot 2

Preis:
800 Nintendo Punkte
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(30.08.2009)