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Flipnote Studio (DSiWare)
Bis vor ein paar Jahren war die Definition dessen, was man mit einer Videospielkonsole oder einem Handheld macht, für jeden recht einfach: "Das ist ein GameBoy, mit dem spielt man…" - Klare Sache- doch vor allem seit der DS auf dem Markt ist, hat sich das Sortiment an angebotener Software ziemlich verändert. Viele werden vielleicht noch wissen, welchen - man möchte fast sagen - "Aufschrei" es damals gab, als man mit Dr. Kawashima zum ersten Mal "wirklich" etwas für seine grauen Zellen tun konnte. Seit dem gibt es in zunehmender Anzahl verschiedenste Anwendungen, die ja keine Spiele mehr im eigentlichen Sinne des Wortes sind. Der Erfolg von "Gehirnjogging" hat eine ganze Welle an diversen "Trainern", "Coaches" und was es nicht noch alles gibt, möglich gemacht. Nachdem man nun einige Jahre Zeit hatte, seine Hirnmasse in geordnete Bahnen zu bringen und sein geistiges Potential zu erweitern, ist es nun an der Zeit die freien Kapazitäten einmal zum kreativen Schaffen zu nutzen. Hierfür hat Nintendo das Daumenkino für sich entdeckt, und bietet das "Flipnote Studio" zum Download für den DSi.

Im "Flipnote Studio" können all diejenigen, die ihre Schulzeit schon hinter sich haben, wieder eine der alten "Unarten" ausleben, denn vermutlich jeder Schüler hat schon das eine oder andere Schul- oder Hausaufgabenheft mit kleinen Zeichnungen am Rand aufgepeppt, die beim schnellen Blättern angefangen haben, sich zu bewegen. Genau nach diesem Prinzip wird hier verfahren: Hat man sich im Hauptmenü für den Punkt "Flipnote erstellen" entschieden, findet man sich vor einem weißen Touchscreen wieder, an dessen linkem, unteren Rand ein kleiner Frosch sitzt. Die (noch) jungfräuliche Fläche ist das "Blatt", auf dem man seine geistigen Ergüsse Gestalt annehmen lassen kann und soll. Der Frosch dient lediglich dazu, dass man durch Antippen dessen ins Menü wechselt. Und keine Angst! Sollte man die Ecke, in der er sitzt, einmal brauchen, ergreift er, sobald man sich ihm mit dem Strich nähert, schnell die Flucht und hopst aus dem Bild. Auf dem Topscreen findet man ein überdimensionales Steuerkreuz, dessen Enden mit den entsprechenden Funktionen beschriftet sind, die man durch Drücken der jeweiligen Tasten aktiviert. Dort findet man auch noch die aktuelle Seitenzahl und die Gesamtzahl der bisher benötigten Seiten. Je nach dem, welche Einstellung man in .den Optionen vorgenommen hat, sind weiters noch das aktuelle (Mal-)Werkzeug, die Durchschein-Funktion und die Kopier-Option zu sehen.

Leider ist das Spektrum der vorhandenen Werkzeuge recht beschränkt, so dass man in seinen Möglichkeiten ziemlich limitiert ist, aber auch schon mit den verfügbaren kann man gar erstaunliche Werke schaffen. Dem angehenden Filmschaffenden stehen Stift, Pinsel und Radierer zur Verfügung, um mit ihnen seine Idee(n) zu Papier zu bringen. Jedes davon kann man in acht verschiedenen Varianten auf den aktuellen Bedarf anpassen. Beim Stift zum Beispiel kann man neben drei verschiedenen Stärken unter anderem auch noch eine Doppellinie oder einen Graffiti-Modus einstellen. Die "Durchschein-Funktion" lässt, genau wie beim professionellen Zeichentrickfilmmacher, die letzten, maximal vier Seiten "durchscheinen", so dass man stets auf der neuen Seite sehen kann, wo genau was passiert ist. Ein - gerade im digitalen Medium - unentbehrliches Feature, ohne das ein "hochwertiger" Film fast nicht möglich wäre. Die "Kopier-Funktion" schließlich ermöglicht es, Hintergründe oder andere, unbewegte Objekte auf jede neue Seite zu kopieren, was viel unnötige Arbeit erspart.

Schon mit diesen drei, recht einfachen Werkzeugen, erschafft man erstaunliche Werke, sofern man seine Ansprüche was farbliche Gestaltung anbelangt, etwas zurück schraubt, da man leider nur eine (!) einzige Farbe (rot, blau oder schwarz) pro Ebene verwenden darf. Durch die Verwendung einer zweiten Ebene kann man - etwas laienhaft ausgedrückt - einen schwarzen Baum vor einen blauen Himmel setzen. Sowohl für den Hintergrund als auch für den Vordergrund stehen jeweils die drei selben Farben zur Verfügung, die man allerdings nicht wechseln kann, ohne dass alle aktiven Elemente auch ihre Farbe wechseln. Bei dem Beispiel hieße dies also: Wenn man einen roten Apfel an den schwarzen Baum hängen möchte, wechselt der Baum sofort seine Farbe von schwarz nach rot. Wer trotzdem "farbliche" Unterschiede einbringen möchte, dem bleibt entweder nur die Verwendung der Hintergrundebene, oder die Verwendung eines der acht verschiedenen Muster, die man mit dem Pinsel-Werkzeug aufträgt. Natürlich kann dies nicht den Einsatz von mehreren Farben auf einer Ebene ersetzen, aber hat man sich erst einmal mit dieser Alternative vertraut gemacht, dann kommen auch schon die ersten durchaus sehenswerten Kreationen dabei heraus.

Wenn auf diese Weise der erste (in der Regel noch) recht minimalistische Streifen entstanden ist, sollte man im Menü noch die eine oder andere Änderung vornehmen: Dort finden sich am oberen Bildrand drei recht praktische Icons: Der Filmstreifen, in dem man das ganze Werk noch einmal schneiden kann und anderweitig optimiert, in dem man einige Bilder öfter einfügt, was die Szenen dann länger macht. Der Photoapparat erlaubt es, Bilder, die man mit der DSi-Kamera geschossen hat, in die Filme einzubauen und das Mikrophon schließlich öffnet das Tonstudio, in dem man, neben einem Soundtrack, der das gesamte Geschehen untermalt, auch noch drei verschiedene Effekte oder Ähnliches aufnimmt, die dann mit dem richtigen Timing in Echtzeit "positioniert" werden.

Vielleicht an dieser Stelle noch ein paar Worte zum Verwenden eigener Bilder: Da es im "Flipnote Studio" die Möglichkeit gibt, die Filme online zu stellen, sollte man vorsichtig sein, welche Bilder man einfügt und welche Filme dann auf den Kurzfilmserver geladen werden. Zwar sind die Bilder "nur" schwarz-weiß und in - mitunter - erbärmlicher Qualität, aber trotzdem: Vorsicht ist besser als Nachsicht.

Im Hauptmenü kann man in den Einstellungen, - sollte man mit den Standard-Funktionen schon vertraut sein - noch die "weiteren Utensilien" aktivieren, mit denen man nach kurzem Experimentieren bereits wesentlich effektiver arbeitet und beeindruckendere Sequenzen schafft. Auch kann man hier die schon fast obligatorische Linkshänder-Steuerung einstellen, sollte man kein "rechter" sein.

Wenn einmal die eigene Inspiration am Ende sein sollte, oder man sich nach etwas Zerstreuung sehnt, dann sei JEDEM der "Flipnote Hatena" Button ans Herz gelegt. Hier gelangt man, sollte man sich in der Reichweite eines WLan-Netzes befinden, auf den Kurzfilmserver, auf dem man entweder die eigenen Filme hochladen oder einfach nur die bereits online gestellten Werke ansehen kann. - Und es - Filme, die besonders gefallen haben oder auch nicht, lohnt sich kann man dann mit einem Kommentar versehen und bewerten und sollte man besonderen Gefallen an einem Streifen gefunden haben, darf man sich diesen sogar herunterladen. Je nach dem, ob dessen Urheber den Film gesperrt hat oder nicht, kann man dann unter Umständen noch selbst Hand an das Werk legen, oder nicht.

Die Bedienoberfläche von "Flipnote Studio", die in angenehmem Gelb-Orange gehalten ist, ist äußerst übersichtlich und ermöglicht es so, ohne großes Einarbeiten sehr intuitiv voranzuschreiten. Auch die verwendeten Pictogramme sehen keineswegs billig aus, zeugen also in gewisser Weise davon, dass man sich mit diesem Produkt beschäftigt hat.
Die Steuerung, die ein sehr angenehmer Hybrid aus Touchpen und Tasten ist, lässt ein sehr flottes Arbeiten zu, welches durch die sinnigen Hotkeys, die verwendet wurden, sehr angenehm gestaltet ist.

Fazit:
Das "Flipnote Studio" ist, vor allem angesichts dessen, dass es kostenlos zum Download bereit steht, eine Erweiterung für den DSi, die sich jeder herunterladen sollte. Auch wenn man sie nach jeder Benutzung auf eine SD-Card verschieben sollte, nur um den Platz zu sparen, aber man sollte diese Anwendung haben. Denn selbst wenn man über keinerlei kreative Ader verfügen würde, kann man trotzdem Stunden um Stunden damit verbringen, die witzigen Clips der anderen User anzusehen. Für den versierten Filmemacher bietet diese Anwendung eine solide Oberfläche, auf Grundlage derer er trotz aller Einschränkungen viel Spass haben kann. Natürlich kommt man nicht annähernd an die Qualität einer Produktion auf einem richtigen Computer mit professioneller Software heran, aber gerade das macht doch einen gewissen Charme aus, wenn man gezwungen wird, neue Wege zu gehen, um das gewünschte (optische) Ziel zu erreichen. (Michi)

Pluspunkte:
+ Brauchbare Anwendung zum Erstellen der Clips
+ Verschiedene Ebenen zum besseren Arbeiten
+ Sehr übersichtliche Oberfläche
+ Angenehme Steuerung
+ Narrensichere Bedienbarkeit
+ Möglichkeit zum Veröffentlichen der eigenen Filme
+ Ständig wachsende Anzahl ansehbarer (sehenswerter) Fremdproduktionen
+ Einstellen der Ablaufgeschwindigkeit
+ Nutzung der SD-Card als optionales Speichermedium
+ Geheime Techniken

Minuspunkte:
- Nur zwei Ebenen
- Nur eine Farbe pro Ebene
- Lediglich drei Farben
- Qualität der eingefügten Photos lässt zu wünschen übrig
- Einfügen der Effekte nur in Echtzeit
- Kein Zoom zum genaueren Zeichnen

Prädikat:
Gut

Screenshot

Screenshot 2

Preis: 0 Nintendo Punkte

news@mag64.de (05.10.2009)

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