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Zenonia (DSiWare)
Gerade für Videospieler der alten Schule, die bereits mit Nintendos Urkonsolen wie dem NES oder vielleicht auch noch dem Super Nintendo aufgewachsen sind, ist das DSi- oder auch WiiWare-Angebot oft eine ernüchternde Angelegenheit. Viele der Genres, mit denen sie aufgewachsen und groß geworden sind, finden sich heutzutage einfach nicht mehr im Repertoire der Spieleentwickler. Doch Freunde des klassischen RPGs dürften dank Gamevils "Zenonia" mehr als nur einen Silberstreif am Horizont sehen, sondern sich in die goldenen Zeiten DiN A4 großer Super Nintendo-Rollenspielpackungen zurückversetzt fühlen.

Der vorliegende Titel entführt den Spieler in die phantastische Welt von "Zenonia", der er auch seinen Namen verdankt. Dort macht man sich in der Rolle des jungen "Regret" auf, um die mysteriösen Umstände des Ablebens seines Vaters zu ergründen. Und schon die schier nicht mehr enden wollende Einleitung, die einen in den zurückliegenden Konflikt zwischen den Drachenkriegern und den Heiligen Rittern einführt, lässt bereits erahnen, dass es mit einem schlichten "der Gärtner war der Mörder" nicht getan sein wird.

Doch bevor man sich Hals über Kopf ins Abenteuer stürzen kann, hat man erst einmal die Qual der Wahl, welcher Charakterklasse sein Alter Ego angehören soll. Neben Paladin und Krieger steht dort auch noch der Assassine zur Auswahl. Dank deren grundverschiedenen Ausrichtungen machen sie jeweils eine eigene Spielweise erforderlich, die oft einiges an Auseinandersetzung mit der Klasse erfordert: Während man mit dem magiebegabten Paladin beispielsweise dank seiner Heilungszauber ein wahres Nahkampfbollwerk darstellt, sollte beim Attentäter eher eine "Hit&Run"-Strategie bevorzugt werden, da ihm keine derartigen Heilungsskills gegeben sind. Dank der jeweiligen verhältnismäßig umfangreichen Skilltrees lassen sich aber mitunter äußerst potente Charbuilds erstellen, die an die jeweilige Spielweise optimal angepasst werden dürfen. Mit jedem Levelaufstieg kann man so jeweils drei Punkte auf die vier Grundwerte "STA(erke)", "AGI(lität)", "CON(stitution)" und "SPI(rituelle Energie)" verteilen, sowie einen Fertigkeitspunkt vergeben. Die aktiven Fähigkeiten, wie Heilungszauber oder spezielle Angriffe dürfen auf einen der acht verschiedenen Schnellauswahlslots verteilt werden, die durch eine einfache Tastenkombination aktiviert werden.

Was bis hierher schon sehr an den Rollenspiel-Klassiker "Diablo" erinnert, wird durch das Beute-System des Spiels noch weiter getrieben, denn auch hier droppen besiegte Monster mit einer (leider äußerst) geringen Chance Waffen und Rüstungen, die sich in fünf Qualitäts- beziehungsweise Seltenheitsklassen einordnen lassen. Mit sehr viel Glück stolpert man so beispielsweise über Schwerter, die nicht nur einen verheerenden Nahkampfschaden anrichten, sondern die Gegner noch dazu lähmen, verwirren, vergiften oder ähnliches können. Speziell bei den Dungeon-Bossen ist eine derartige Waffe nahezu unentbehrlich, weswegen es nicht zu selten vorkommen wird, dass man den Showdown erst nach oft zermürbend langem Item-Farmen (und auch Leveln) antreten kann.

Die Handlung selbst wird durch ein recht einfaches Quest-System vorangetrieben, dass es dem Spieler gestattet, neben der jeweiligen Hauptaufgabe noch bis zu vier andere Nebenaufgaben der NPCs anzunehmen. Jedoch gehen diese Sidequests nur selten über das Niveau der klassischen "Bringe Dies nach dort", "Erlege x Monster" oder "Sammle y Gegenstände" hinaus. Doch trotz dieses ziemlich repetitiven Gameplays schafft es das Spiel meist den Spieler dank seiner Story und dem recht rasch ansteigenden Schwierigkeitsgrad bei der Stange zu halten. Zu keiner Zeit fühlt man sich unterfordert, da mit dem Betreten eines neuen Gebietes stets neue, schier übermächtige Feinde aufwarten und so immer brav den Jäger-und-Sammler-Trieb des Spielers befeuern. Ein weiteres Schmankerl des Spiels ist das Gut- und Böse-System, das an gewissen Punkten der Story eine Entscheidung vom Spieler abverlangt, für welche Seite er kämpfen möchte. Auf diese Weise erschließen sich zwei weitgehend verschiedene Handlungsstränge, die die ohnehin schon üppige Spielzeit von (je nach Leveling- und Loot-Exzessen) deutlich über zehn Stunden verdoppeln. Wer also das Maximum aus dem Spiel herauskitzeln möchte, der darf sich auf mehr als 60 Stunden Spielspaß freuen.

Alles in allem gestaltet sich "Zenonia" als bunter Mix aus Genre-Perlen wie "Secret of Mana", "Final Fantasy" oder "Diablo", was man meist auch keineswegs zu verheimlichen versucht. Vielmehr hält man ein "Best of" in Händen, das in mancherlei Hinsicht einige Raffinessen bietet, die man seinerzeit vermisst hat. Zwar kommt die Handlung nicht annähernd an die großen Vorbilder heran, doch in Anbetracht dessen, dass es sich hier um einen Downloadtitel handelt, ist dies durchaus zu verkraften. Entschädigt wird man auch mit einem feinen Sinn für Humor, der des Öfteren auf unsere Konsumgesellschaft abzielt, und einem mehr als nur einmal ein Schmunzeln abgerungen wird, wenn man beispielsweise von einem Hundewelpen gefragt wird, warum " ‚Es' Doggy-Style genannt wird" oder man durch das Erlegen von Eisbären schwarze Brause sammeln darf.

Fazit:
Mit "Zenonia" hat es ein weiteres Mal eine App zur DSiWare gebracht, die nun auch den Nintendo-Jüngern viel Freude bereiten wird. Sowohl grafisch als auch storytechnisch bewegt man sich auf bestem SNES-Niveau. Die drei Charakterklassen, die Gut- und Bösemechanik und nicht zuletzt das Beutesystem runden das Spielerlebnis vollends ab. Dass die Sidequests oft einer gewissen Abwechslung entbehren und man wirklich nur extrem selten die überlebensnotwendigen, guten Items findet, hinterlässt zwar einen schalen Beigeschmack, für den man aber mit der mehr als vorbildlichen Spielzeit und Langzeitmotivation entschädigt wird. Was etwas schwerer zu entschulden ist, ist die Planlosigkeit, in der man sein virtuelles Heldendasein fristet, denn auch die elektronische Bedienungsanleitung lässt oft mehr Fragen offen, als dass sie Klarheit über das komplexe Spielsystem bringen würde. Wer aber, wie ingame empfohlen, die offizielle Homepage des Spiels aufsucht, wird meist fündig werden. Der letzte, nicht zu verschweigende Negativpunkt ist, dass das komplette Spiel in englischer Sprache gehalten ist, was gerade für weniger sprachgewandte ein herber Rückschlag ist, da ihnen so eine echte DSiWare-Perle entgeht, die nicht nur wegen ihres Preises von 800 Nintendo Punkten das Premium-Siegel trägt. (Michi)

Pluspunkte:
+ Hervorragende Langzeitmotivation
+ Über 60 (!!!) Stunden Spielzeit sind möglich
+ Unzählige Charbuild- und Ausrüstungsvarianten
+ Gut durchdachtes "RPG-Best of"
+ Komplexes Gameplay…

Minuspunkte:
- … das leider nicht ausreichend erklärt wird
- Einfallslose Sidequests
- Extrem seltene Items
- Etwas schwierig
- Komplett in englischer Sprache

Note:
Einzelspieler: 8,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 800 Nintendo Punkte

news@mag64.de (23.01.2011)

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