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Dragon's Lair (DSiWare)
Normalerweise findet man als Nintendo-Fan Neuveröffentlichungen alter Spiele eigentlich nur auf der Virtual Console, weswegen die Erscheinung von "Dragon's Lair" auf dem DSi ziemlich verwunderte. Es handelt sich hier um den Port eines bereits 1983(!) erschienenen Laserdisc Spiels. Seinerzeit war dieses Konzept - die bis dahin immer benutzten Sprites durch ein vollständig voranimiertes Zeichentrickfilm-Konzept zu ersetzen - absolut revolutionär und führte neben einem enormen finanziellen Erfolg auch zu drei Fortsetzungen. Aber ob sich der Titel auch heute noch wirklich lohnt, erfahrt ihr hier.

In der Rolle von Dirk, dem Waghalsigen ist es an euch den Schrecken eines Schlosses voller Monster, Fallen und anderen Gefahren zu trotzen, um die liebreizende Prinzessin Daphne aus den Fängen des bösen Drachens zu befreien. Gerade etwas ältere Semester werden in diesem interaktiven Trickfilm viele verblüffende Ähnlichkeiten zu den alten Walt Disney Filmen feststellen, was nicht zuletzt dem Umstand geschuldet ist, dass "Dragon's Lair" der Feder von Don Bluth entsprungen ist, der Maßgeblich an Filmen wie "Dornröschen" oder "Robin Hood" beteiligt war. In den knapp 30 Minuten Spielzeit arbeitet man sich durch etwa 30 Szenen, in denen man nur dank des richtigen Tastendrucks zum entsprechenden Zeitpunkt überleben kann und wird.

Im Original gab es hierfür noch kleine Lichtblitze, die als Hinweis auf die richtige Bewegung, das Weiterkommen etwas erleichterten. Doch im Rahmen der Kompression auf das DSi-Format wurden leider einige Screens entfernt, was überwiegend auch die überlebensnotwendigen Hilfestellungen einschließt. So bleiben nur eine kleine Hand voll von ihnen in dieser Version erhalten, was den Spieler meist vor eine zermürbende Trial & Error Aufgabe in jeder Szene stellt. Da es nur fünf verschiedene Handlungsoptionen gibt, die vier Bewegungsrichtungen plus einen Streich mit dem Schwert, lässt vor allem die Frage des richtigen Zeitpunkts einer Aktion, den Spieler sich oft die Haare raufen.

Als kleines Zeichen des Entgegenkommens findet man aber zwei Spielmodi im Paket enthalten, die sowohl die originale Automatenversion als auch eine Heimcomputerversion beinhalten. In der Automatenversion sind die Levels in zufälliger Reihenfolge aneinandergereiht, was eine fundierte Kenntnis der einzelnen Räume beziehungsweise deren Lösungen nötig macht. Bei der etwas einsteigerfreundlicheren Alternativvariante "Heimcomputer" durchwandert man stets die gleiche Abfolge an Räumen, was dem Spieler zumindest im Ansatz so etwas wie Kontrolle über das Geschehen vermittelt - was nach wie vor die Frage des korrekten Timings lässt, dank der man sich bei einigen "Kreuzungen" schnell in einer Art "Endlosschleife" befindet, bis man es endlich geschafft hat dieser zu entrinnen.

Die sinnvollste Option jedoch ist die Möglichkeit unbegrenzte Leben einzustellen. Ohne diese verkommt ein Durchspielen oder vielmehr der Versuch dessen schnell zur Farce, da man sonst eigentlich nur über wahlweise 3 (DREI!!!) oder 5 (FÜNF!!!) Leben und keinerlei Continues verfügen würde.

Das Aussehen des Spiels lässt eigentlich kaum Wünsche offen. Man fühlt sich sofort in einen alten Disney Film versetzt, was unendlich viel zum Charme des Spiels beiträgt. Der zeitlose Zeichentrick-Stil des Spiels wurde hervorragend in das neue Jahrtausend gerettet, was - zumindest bei der DSi-Version des Spiels - zulasten der Spielbarkeit geschehen ist. So wirken auch einige von Dirks Aktionen etwas abgehakt, was gerade angesichts der sonstigen grafischen Exzellenz sehr schade ist. Weniger exzellent ist aber das Intro, in dem der Spieler in einer Art Werbespot auf die kommenden Geschehnisse vorbereitet wird. Speziell dessen erste Szenen wirken teilweise sehr unscharf und verwaschen.

Der Sound gleicht aus heutiger Sicht fast schon dem Öffnen einer akustischen Zeitkapsel. Die Soundeffekte strotzen nur so vor echten Klassikern, die man damals in nahezu jeder Zeichentrickserie oder Hörspielkassette fand. Mittlerweile wirken sie zwar etwas unpassend und deplaziert, versprühen aber immer noch ihren unwiderstehlichen Charme, was auch an der Hochwertigkeit der Aufnahmen liegt. Das Intro brilliert sogar mit Sprachausgabe, die der damals recht bekannte Michael Rye beigesteuert hat. Musikalisch wird ansonsten aber leider nicht allzu viel geboten, außer dem Todesjingle, den man viel zu oft zu hören bekommen wird, und gegen den man schon recht bald eine richtiggehende Aversion entwickelt.

Die Steuerung könnte einfacher nicht sein: In jeder Szene hat man die Möglichkeit, sich per Steuerkreuz in eine der möglichen Richtungen zu bewegen oder durch die "A" oder "B" Taste gegen die Feinde zur Wehr zu setzen. Das Timing - weniger die Steuerung - ist hier von Ausschlaggebender Bedeutung.

Fazit:
"Dragon's Lair" ist ein Kleines Stück Zeitgeschichte, das es auf den DSi und andere Systeme geschafft hat. Aber wie bei den meisten Mulitplatform-Portierungen ist auch hier wieder einmal die DSi-Version die schlechteste. Nichtsdestotrotz weiß aber auch die Nintendo-Variante auf ihre Weise zu bestechen. Das Fehlen einiger essenzieller Screens wirkt aber wie ein Schlag ins Gesicht für die Generation neuer Spieler, die es dank eines Casual-Overkills nicht mehr gewöhnt ist, herbe Niederlagen auf dem Weg zum Erfolg in einem Videospiel in Kauf zu nehmen. Ohne unendliche Leben, sprich Continues, aktiviert zu haben, wird das Spiel aber für den Großteil der Spieler zu einem unschaffbaren stück Software, welches auch mit dieser Option ein echter Brocken ist. Die 800 Punke sind im Grunde ein sehr angemessener Preis hierfür, was sich aber durch den Schwierigkeitsgrad dank der fehlenden Screens sowie das ernüchternde Trial & Error- System schnell wieder relativieren. Wer sich dessen aber bewusst ist, der macht definitiv nichts verkehrt. (Michi)

Pluspunkte:
+ Charmante Zeichentrick-Grafik
+ Interaktiver Film
+ Damals wie Heute ein Unikum

Minuspunkte:
- Fehlende Screens machen es fast unschaffbar…
- …was sich äusserst negativ auf die Motivation auswirkt

Wertung:
Einzelspieler: 4,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 800 Nintendo Punkte

news@mag64.de (30.08.2010)

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