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Ironclad (Virtual Console | Neo Geo)
Da haben wir also mal wieder ein Spiel, das selbst eingefleischten Videospielkennern kein Begriff sein dürfte. Das ist - angesichts der Tatsache, dass dieser Neo Geo CD-Titel nie in irgendeiner Form außerhalb Japans veröffentlicht wurde – aber auch nicht besonders verwunderlich. Wir können uns also sehr glücklich schätzen, diesen von Saurus entwickelten Shooter mit dem Namen „Ironclad“ (auch als „Chotetsu Brikin'ger“ bekannt) aus dem Jahre 1996 nun auch auf heimischen Wii-Konsolen spielen zu dürfen.

Für einen Shooter liefert es zudem eine äußerst unterhaltsame Vorgeschichte: Wir befinden uns in den zwanziger Jahren. Die Welt leidet unter einer schlimmen Krise, nur das fiktive Königreich „Chop“ an der Küste des schwarzen Meeres führt ein unbekümmertes Dasein, durchzogen von fröhlichen Bewohnern, die ihrer großen Leidenschaft – der Agrarkultur – frönen und sorglos die Früchte ihrer Arbeit genießen. Völlig unerwartet werden sie jedoch von einem ihrer Nachbarländer, der „Iron Mask Republic“, überfallen und dementsprechend auch eingenommen. Wo früher saftige und üppige Olivenfelder gediehen, stehen nun triste Waffenfabriken und militärische Stützpunkte. Doch eines schönen Tages taucht am Horizont „Ironclad“ (wörtlich übersetzt: „Panzerschiff“) auf, um das unterdrückte Volk der Chop zu befreien und die Verhältnisse wieder gerade zu rücken. Wenn ihr mal ausgiebig über den Text einer Bedienungsanleitung lachen wollt, schaut mal in das elektronische Handbuch dieses Spiels, wo es an einer Stelle tatsächlich heißt: „Ja, es ist Metall, mit der Kraft von Stahl! Super Eisen! Super Eisen! Ironclad ist hier!“. Ja, das steht da wirklich so…

Nach den Rahmenbedingungen und dem Gelächter wollen wir uns aber nun ins Spielgeschehen stürzen. Doch bevor dies geschehen kann, hat man die Qual der Wahl. Das von euch gesteuerte Spielelement ist nämlich eine Art Flugzeug, das in drei verschiedenen Varianten angeboten wird: Eine normale und attributtechnisch ausgeglichene Maschine, ein überaus flinkes Modell mit limitierter Durchschlagskraft und ein verhältnismäßig langsames, dafür aber enorm waffenstarkes Luftfahrzeug. Nachdem ihr euch also für einen Himmelsfeger entschieden habt, befindet man sich mitten im Kampfgeschehen. In diesem Horizontal-Shooter fliegt man knapp über dem Boden jeder Menge feindlicher Hubschrauber und fantasievoller Flugobjekte entgegen. Aber auch am Boden lauern gelegentlich gegnerische Geschosse, auf die man besonders Acht geben sollte, da sie vom Spieler oft erst spät als solche identifiziert werden können. Sehr imposant und abwechslungsreich sind auch die Bossgegner ausgefallen: Während ein Endkampf beispielsweise aus dem Duell mit einer Gruppe von am Boden befindlichen, krabbenähnlichen Roboterkreaturen besteht, wartet ein anderes Mal ein wuchtiges und gigantisches Luftschiff auf euren Zerstörungsversuch. Sehr löblich ist auch die Tatsache, dass das Setting von „Ironclad“ abseits des üblichen „Science-Ficiton-Einheitsbreies“ angesiedelt ist, bei dem es oft nur um Aliens und/oder Roboter geht. Ein fiktiver Krieg mit Kampfflugzeugen ist da eine überaus originelle und willkommene Abwechslung. Das schlägt sich übrigens auch in der Waffenauswahl nieder: Klar gehören zielsuchende Raketen und Laser hier zum Standardrepertoire. Aber kleine Sagen und brennende Hammer? Das ist wirklich mal etwas anderes, was die Entwickler waffentechnisch in dieses Spiel integriert haben.

Einen Extrapunkt gibt es ebenfalls für die gelungene grafische Inszenierung. Sei es nun einer der famosen Hintergründe, die exquisiten Explosionseffekte oder die bereits erwähnten Endgegner: Es handelt sich bei allen um grafische Leckerbissen. Dabei wirkt alles irgendwie „glatt“ und passt einfach perfekt zusammen. Vor allem der Einstieg ins Spiel, vor der in Flammen stehenden Heimat der Chop, gerät so zu einer eindrucksvollen Demonstration von „Ironclads“ visuellen Möglichkeiten. Ein bisschen haben es die Leute von Saurus im Nachhinein doch vielleicht übertrieben, wie man an gelegentlichen Slowdowns erkennen kann, die den Spielfluss schon ein wenig stören können. Akustisch gibt sich das Spiel nicht ganz so eindrucksvoll wie die Grafik, ist jedoch grundweg solide und keinesfalls nervig.

Noch ein wenig zum Gameplay: Jederzeit umgibt euch beim Ballern eine andockbare Zusatzwaffe, die wahlweise direkt am Schiff mitfeuert oder um euch herum schwebt und von dort aus ihre Dienste verrichtet. Man kann so also – je nach momentaner Spielsituation – entscheiden, von wo aus euch der fleißige Helfer unterstützen soll. Für ein fernöstliches Shoot’em-Up ist „Ironclad“ auch gar nicht mal so immens schwer, wie man es eigentlich erwarten würde. Aus der Sicht eines durchschnittlichen europäischen Videospieleres ist es also sehr erfreulich, dass man nicht sofort bei dem ersten eingesteckten Treffer den Bildschirmtod erleidet, sondern über eine Energieleiste verfügt, die die aktuelle Verfassung des Kampfschiffes anzeigt. Dasselbe gilt übrigens auch für die Bossgegner, sodass man jederzeit im Blick hat, wie viel der mächtige Koloss noch einstecken kann. Auch ein Koop-Modus wurde Ironclad erfreulicherweise spendiert, sodass man gemeinsam mit einem Freund den Himmel über Chop von feindlichem Gesocks säubern kann. Zu guter Letzt sei auch noch darauf hingewiesen, dass die Levelauswahl bei dem Spiel durch eine Übersichtskarte erfolgt. Diese verfügt über eine Menge Abzweigungen, sodass man sich nach dem erfolgreichen Abschluss eines Levels für eines von zwei angebotenen Gebieten entscheiden muss, welches als nächstes in Angriff genommen wird. Somit hat man bei einem Spieldurchlauf noch lange nicht alle Level gesehen (von denen übrigens verhältnismäßig nicht zu wenige vorhanden sind) und darf sich über einen erhöhten Wiederspielwert freuen.

Fazit:
Es ist einfach schön, dass es „Ironclad“ nun auch endlich in Europa gibt. Ein Shooter mit toller Grafik, einem interessanten Setting und verzweigter Levelauswahl wird in jedem Erdteil mit Sicherheit gerne gesehen. Die gelegentlichen Slowdowns und die eher durchschnittliche musikalische Untermalung sind absolut zu verschmerzende Kritikpunkte dieses Machwerks, das zudem noch einen tollen Koop-Modus beherbergt. Vor allen Dingen ist es aber auch für eine breite Masse zugänglich, weil es einfach nicht so extrem schwer ist, wie man es von japanischen Spielen dieses Genres gewohnt ist. Um den Text des Handbuches aufzugreifen: „Super Eisen! Super Eisen! Ironclad ist hier!“. Und er kann gerne auch eine Weile bleiben. (Niklas)

Pluspunkte:
+ teilweise ausgefallene Power-Ups
+ viele Levelabzweigungen, dadurch hoher Wiederspielwert
+ visuell absolut hochklassig
+ originelles Setting
+ Koop-Modus
+ eindrucksvolle Endgegner

Minuspunkte:
- stellenweise stören Slowdowns den Spielfluss
- akustisch jetzt nicht sooo toll...

Wertung:
Einzelspieler: 8,5
Mehrspieler: 9,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 1000 Nintendo Punkte

news@mag64.de (04.07.2010)

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