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Phoenix Wright: Ace Attorney (WiiWare)
Wenn ein hitziges „Moment mal!“ oder ein lautstarker „Einspruch!“ durch den Gerichtssaal hallen, dann ist klar, dass Phoenix Wright am Werke ist. Nachdem der aufstrebende, stachelhaarige Nachwuchsanwalt seine Verteidigungskünste bereits in drei Teilen auf dem Nintendo DS demonstrieren durfte, wurde nun der erste Teil der Trilogie von Capcom als WiiWare-Titel auf Nintendos Heimkonsole portiert. Kann das packende Adventure auch auf dem TV-Bildschirm überzeugen?

Zunächst mal etwas bezüglich der Geschichte für alle Neueinsteiger: Phoenix Wright ist ein frisch gebackener Anwalt und steht nun, noch mit Rückendeckung seiner Mentorin Mia Fey, vor seinem ersten eigenen Fall. Er vertritt dabei seinen alten Schulfreund Larry Butz vor Gericht, was er (durch eure Unterstützung) allerdings mit Bravour meistert. Im Spielverlauf wird dann jedoch unglücklicherweise eben besagte Mentorin ermordet, woraufhin Phoenix deren kleine Schwester Maya kennen lernt und später auch noch herausfinden muss, was all diese Geschehnisse mit einem mysteriösen „Vorfall“ von vor 15 Jahren zu tun haben. Mehr Geheimnisse und Storyentwicklungen seien an dieser Stelle, im Interesse der Spannungserhaltung, jetzt mal nicht verraten. Aber ihr seht schon: Das Spiel besticht durch eine sehr durchdachte und mitreißende Story, die den Spieler regelrecht an den Bildschirm fesseln kann.

Aber wie sieht so ein „Anwaltsleben“ überhaupt aus? Nun, euer Hauptziel bei jedem einzelnen Fall besteht natürlich darin, dafür zu sorgen, dass der Verdächtige nach der Verhandlung als unbescholtener Bürger aus dem Gericht herausspazieren kann. Sprich: Ihr habt den Richter davon zu überzeugen, dass euer Mandant „nicht schuldig“ ist. Vor jedem Fall werdet ihr dazu ein wenig „ins kalte Wasser geworfen“. Es wird euch nämlich zunächst eine Art „Einspieler“ vorgeführt, in dem man den entscheidenden Moment der Tat miterlebt, wobei man auch meist den wahren Täter erkennen kann. Jedoch besitzt man zum eigentlichen Motiv, den involvierten Personen und sonstigen eventuellen Verstrickungen noch keinerlei Hintergrundwissen. Eben dieses gilt es nun zu beschaffen. Dabei werden dann der Tatort und andere wichtige Schauplätze nach entlastenden Hinweisen untersucht, Personen bezüglich wertvoller Informationen befragt und auch dem Polizeipräsidium der eine oder andere Besuch abgestattet. Alles im Sinne der Gerechtigkeit, versteht sich.

Nach erfolgreichen Ermittlungen steht nun also die Verhandlung im Gerichtssaal an. Hier werden verdächtige Personen im Kreuzverhör durch geschicktes Agieren unter Druck gesetzt und im richtigen Moment entscheidende Beweisstücke präsentiert, um so den eigenen Mandanten zu entlasten und den wahren Verbrecher zu entlarven. Ein einfaches Beispiel: Der gerade aussagende Zeuge beteuert, dass er die „frische“ Leiche genau um 13:00 Uhr entdeckte. Daraufhin schnell in die (jederzeit einsehbare) Gerichtsakte geschaut, in der der Autopsiebericht jedoch besagt, dass der Todeszeitpunkt zwischen 16:00 und 18:00 Uhr liegt. Und schwupp, präsentiert ihr dieses Beweisstück, wodurch der Zeuge ins Schwitzen gerät und sich (vermutlich) weiter in seine Lügen verstrickt, bis er schlussendlich die Wahrheit sagen wird. In der rechten oberen Bildschirmecke befinden sich dabei fünf Ausrufezeichen, wovon beim Präsentieren eines nutzlosen Beweises eines verschwindet. Sind alle Ausrufezeichen aufgebraucht, heißt es dann leider „Game Over“. An diesen Stellen ist also genauestes Vergleichen der Aussagen mit den Beweisen in der Gerichtsakte gefragt, um den Fall voranzutreiben. Man ist dann oft richtig stolz auf sich selber, dass man das kleine, jedoch entscheidende Detail, gefunden hat.

„Phoenix Wright: Ace Attorney“ ist, zusammengefasst gesagt, eine Art Point’n’Click-Adventure, in dem vom Spieler zeitweise eine Menge Kombinationsgabe und intensive Aufmerksamkeit gefordert wird. Zudem ist das Spiel sehr textlastig, was aufgrund der guten Dialoge und der mitreißenden Geschichte jedoch alles andere als negativ zu bewerten ist, im Gegenteil. Stellenweise läuft das Spiel wie ein „interaktiver Krimi“ vor euren Augen ab, während dieser Passagen gibt es dann für den Spieler selbst nicht viel zu tun, aber man klickt sich neugierig und gebannt durch die zunehmend dramatische Gerichtsverhandlung. Der Titel lebt von seiner dichten Atmosphäre, den oftmals klischeehaft oder mysteriös dargestellten Charakteren und seinem einzigartigen Humor. Phoenix’ beiläufige Bemerkungen (die er des Öfteren auch einfach nur für sich behält) werden euch mit Sicherheit das ein oder andere Schmunzeln entlocken. Zudem wird akustisch eine jederzeit passende Untermalung geboten, die eure Ohren mal mit mitreißenden Melodien oder auch ruhiger „Nachdenkmusik“ verwöhnen, je nach derzeitiger Spielsituation.

Besonders viel Negatives ist dem Titel im Übrigen nicht anzukreiden. Es kann gelegentlich allerdings vorkommen, dass man zwischendurch etwas „in der Luft hängt“. Und zwar, wenn man an den Schauplätzen nach Anhaltspunkten sucht und sich mit verschiedenen Leuten unterhält, man jedoch an einer gewissen Stelle nicht mehr voran kommt. In so einem Fall ist es dann wirklich nur ein winziges Indiz (beispielsweise ein kleines, noch unentdecktes Beweisstück), das noch fehlt, um weiterzukommen. An diesen Stellen gilt es dann hartnäckig zu bleiben und die Augen offen zu halten, was dem Spieler eine Portion Durchhaltevermögen abverlangt. Glücklicherweise kann man im Spiel jederzeit den vorangegangenen Ermittlungsfortschritt abspeichern, um später an derselben Stelle wieder ins Geschehen einzusteigen.

Dass Capcom allerdings den fünften (in der DS-Version noch enthaltenen) Fall erst ab März zum Herunterladen bereitstellt und dafür zudem noch einen Aufpreis von drei Euro verlangt, erinnert doch stark an Geldmacherei. Optisch wurde das Spiel übrigens nicht an die Wii-Verhältnisse angepasst, wodurch es etwas "grobpixelig" anmutet und Erinnerungen an die 16-Bit-Zeiten der Heimkonsolen aufkommen lässt. Das mag einige vielleicht etwas enttäuschen, Retro-Freunde werden dies wohl eher sogar noch begrüßen. DS-Veteranen werden darüber hinaus bemerken, dass das Spiel zwar auch auf dem heimischen Bildschirm seinen Charme versprüht, es sich auf Nintendos Handheld aber doch irgendwie komfortabler spielen ließ. Es ist vielleicht vergleichbar mit dem Spielen eines Game-Boy-Moduls über den „Super Game Boy“ auf dem SNES: Es ist zwar grundlegend nicht auf diese Plattform ausgerichtet, funktioniert aber irgendwie trotzdem.

Fazit:
Mögt ihr spannungsgeladene und packende Point’n’Click-Adventures, die zudem einen einzigartigen Charme versprühen und von euch auch ein wenig Grips erfordern? Fällt die Antwort auf diese Frage positiv aus, ist „Phoenix Wright: Ace Attorney“ genau das richtige Spiel für euch. Ob es sich lohnt, das Spiel nochmals herunter zu laden, wenn man die DS-Version schon gespielt hat, muss jeder für sich selbst entscheiden. Mir hat der erneute Ausflug in die Welt der nervenaufreibenden Gerichtsfälle jedenfalls eine Menge Spaß bereitet. (Niklas)

Pluspunkte:
+ einzigartige Atmosphäre
+ spannender und packender Spielverlauf
+ Kombinationsgabe des Spielers wird gefordert
+ stellenweise sehr humorvoll
+ außergewöhnliche und liebenswerte Charaktere
+ stimmungsvolle Hintergrundmusik
+ Speichern jederzeit möglich

Minuspunkte:
- vereinzelt ist Durchhaltevermögen gefragt
- spielt sich auf dem DS doch etwas komfortabler
- Aufpreis für den fünften Fall (Geldmacherei?)

Wertung:
Einzelspieler: 8,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 1000 Nintendo Punkte

news@mag64.de (08.02.2010)

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