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My Zoo (WiiWare)
Nachdem "My Aquarium" der Firma Hudson Soft einen vielleicht doch recht unerwarteten Erfolg beschert hat, ist es wenig verwunderlich, dass man mit "My Zoo" gleich einen Quasi-Nachfolger auf den Markt geworfen hat, der sich an all diejenigen richtet, die nichts mit Fischen am Hut haben.

"My Zoo" macht die Wii zu einem virtuellen Tiergehege, in dem man, in der Standardversion, bis zu acht verschiedene Tierarten aufziehen darf. Hat man sich zwischen Löwen, Pandas, Tapiren, Nilpferden, Gürteltieren, Bären, Zebras und Elefanten entschieden, wählt man eines der vier möglichen Gehege und setzt seinen neuen Schützling hinein. Sollte ein Tier besondere Ansprüche an seinen neuen Lebensraum stellen, muss man sich aber keine Gedanken machen, denn auf diese wird automatisch eingegangen. Tapire haben folglich einen kleinen Wasserlauf in ihrem Bereich, Pandas einen Bambushain oder Löwen ein Felskonstrukt, auf dem sie liegen. Im Grunde ist aber nichts falsch zu machen, denn auch im "Kinderzimmer", einem per Definition schon völlig ungeeigneten Habitat für Zootiere, wachsen und gedeihen die Kleinen prächtig. Nun kann die Pflege losgehen.

Bei jedem Tier gibt es zwei Grundbedürfnisse, die es zu stillen gilt: Futter und Zuwendung. Beide zeigen sich im Tierstatusmenü als farbige Balken, die im Idealfall immer voll sein sollten. Die "Magen"-Leiste zeigt an, wie satt es ist, die "Energie"-Leiste den Bedarf an Zuwendung. Erstere lässt sich recht einfach durch die Gabe von Futter füllen, letztere erfordert Interaktion. Wie im echten Leben verdreckt der Bereich mit der Zeit, was sich negativ auf das Befinden seiner Insassen auswirkt. Schon eine Grundreinigung hat positive Auswirkungen. Hierzu schnappt man sich durch Anwahl des Besen-Icons selbigen, um mit Bewegungen des Cursors über den entsprechenden Stellen den Mist zu beseitigen. Sollen die Schützlinge aber richtig glücklich sein, reicht das alleine nicht aus. Erst nach dem Erhalt ihrer Streicheleinheiten kann man eine volle Leiste feststellen. Hierzu darf man sie wahlweise mit einem Pfiff zu sich rufen oder einfach an dem Ort streicheln, an dem sie gerade sind. Je nachdem wie die Tiere behandelt werden, ändert sich auch deren Charakter: Durch übertriebenes Füttern werden sie zu Vielfraßen, durch permanentes Streicheln und Rufen verzieht man sie. Auswirkungen hat das dann auf die Geschwindigkeit, in der sich die entsprechenden Bedürfnisskalen leeren. Ein Vielfraß leidet folglich schneller an Hunger als etwa ein normal zutraulicher Artgenosse. Schafft man es über einen bestimmten Zeitraum die Tiere bei Laune zu halten, füllt sich eine weitere Leiste, die die Neigung angibt. Hat diese ihren Höchstwert erreicht, bekommt man einen "Meisterpokal" in den Trophäenraum gestellt, der bezeugt, dass man beispielsweise ein "Löwenmeister" ist.

Doch bis dahin ist es meist ein langer Weg, der sich über zwei Entwicklungsstadien der Tiere hinzieht. Jedes Mal, wenn man sich aus dem Tiercenter einen neuen Zoobewohner holt, beginnt er sein Leben als Jungtier, das je nach Art nach einer bestimmten Anzahl von Spieltagen zu einem erwachsenen Tier heranwächst. Ist diese Frist abgelaufen, verschwindet es für einen Spieltag aus dem Gehege und wird in ein anderes Tiercenter gebracht, um als Ausgewachsener wieder zurück zu kommen. Hier ändert sich meist nicht nur die Größe, bei den Tapiren etwa ändert sich auch die Farbe. Eine durchaus realistische Entwicklung. Zu diesem Hauch von Realismus gehört auch die Fortpflanzung der Tiere. Befinden sich in einem Bereich Männchen und Weibchen, paaren sich diese früher oder später, was dann auch zu entsprechendem Nachwuchs führt. Hierzu muss aber ein freier Platz vorhanden sein. Wer jetzt aber auf ausgedehntes Balzverhalten und wilde Paarungsrituale spekuliert, der wird enttäuscht. So realistisch ist es dann doch nicht. Auch hat die Art des Umgangs mit den Tieren, beziehungsweise deren Ausbleiben, keinen Einfluss auf sie. Sie können zwar unglücklich sein, sterben aber weder den Hungertod, noch entwickeln sie sich dann nicht weiter.

Anders als noch bei "My Aquarium" erfordert hier die Hege und Pflege vergleichsweise viel Zeit. Bei jeder Fütterung muss man brav warten, bis alles aufgefressen ist, bevor man in den nächsten Bereich wechselt, da sonst das Fressen als nicht gefressen gewertet wird. "Mal schnell" nach den Tieren schauen, fällt somit aus. Vor allem stört, dass sich die Tiere teilweise quälend langsam zum Futter bewegen. Man hat sogar fast den Eindruck, als ob sie scheinbar extra kurz vorher noch einmal abbremsten, um sich dann noch langsamer fortzubewegen. Würde es so etwas wie einen "Aquarieneffekt" geben, der einen gerne den Tieren zusehen lässt, wäre dies nicht einmal so schlimm, aber leider schafft es "My Zoo" nicht einmal im Ansatz diesen zu kreieren.

Dies liegt wohl primär an der doch recht lieblos wirkenden Grafik. Zwar sehen die Tiere allesamt von weitem recht gut aus, betrachtet man sie allerdings etwas näher, so fallen die diversen Schwächen auf: "Gummigelenke", eckige Texturen oder die lieblose Hintergrundgestaltung. Deutliche Grafikfehler wie das "Über-das-Wasser-Gehen" der Tapire, generelles "Im-Futter-Stehen" oder ruckelige Bewegungen machen das Beobachten keineswegs zu einem Genuss. Die fehlende Abwechslung im Verhalten der Tiere ist auch so ein Faktor: Was bei "My Aquarium" noch kein Problem war, da man von Fischen nicht viel anderes erwartet, als dass sie nur herumschwimmen, ist das größte Defizit bei dieser Fortsetzung: Es reicht dem Spieler einfach nicht, nur dabei zuzusehen, wie die Löwen faul herumliegen. Er erwartet "echte" Action. Das Höchste der Gefühle aber ist wohl das Zusammenrollen eines Gürteltieres…
Die Musik ist hier auch keine große Hilfe, dies wieder in irgendeiner Form gutzumachen. Egal ob im Hauptmenü oder in den Gehegen, ständig dudelt die gleiche "Fahrstuhlmusik", die man schon bald satt hat. Die gelegentlichen Rufe eines Zebras oder das Trompeten eines Elefanten sind da eine willkommene Abwechslung. Die meisten anderen Tiere sind allerdings stumm.
Die Steuerung über die WiiMote ist zwar einfach und simpel gestaltet, so dass sie von jedem sofort beherrscht wird, zeigt aber einige Schwächen: Speziell wenn mehrere Tiere dicht beisammen stehen, oder sich verdecken, ist es fast unmöglich beispielsweise das gewünschte Tier zu streicheln oder zu füttern. Auch ist der Wechsel zwischen den Bereichen mit einem umständlichen Umherklicken in den Menüs verbunden, was wesentlich eleganter über die "+"- und "-"- Tasten lösbar gewesen wäre.
Die Möglichkeit, die eigenen Tiere oder Gehege mit anderen Spielern zu teilen, wie es im Vorgänger noch der Fall war, hat man hier nicht mehr in Betracht gezogen. Stattdessen darf man sich per zusätzlichem Downloadcontent für jeweils 200 Punkte weitere Tiere wie Giraffen oder Nashörner zukaufen. Dazu wird bei jedem Start des Programms eine Verbindung mit der WFC hergestellt, was sich, speziell wenn man nicht über eine permanente WLan-Verbindung verfügt, als auf Dauer extrem nervig herausstellt.

Fazit:
"My Zoo" ist eine Tiersimulation, die leider weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt. All die Dinge, die einen Hauch von Spannung oder Freude am Beobachten hätten schaffen können, fehlen hier gänzlich. So ist es leider nur der klägliche Versuch, an den Erfolg von "My Aquarium" anzuknüpfen. Es gelingt jedoch nicht einmal annähernd an die Klasse dessen heranzukommen. Vom Kauf dieses Titels kann getrost abgeraten werden, da trotz der akzeptablen Spielzeit nicht im Geringsten etwas wie Freude dabei aufkommt. (Michi)

Pluspunkte:
+ Acht verschiedene Tierarten
+ Mehr Interaktion als bei einem Aquarium

Minuspunkte:
- Lieblose Hintergründe
- Monotone Bewegungsabläufe
- Zeitintensive Fütterungen
- Grafische Mängel
- Nervige Abfrage des DLC
- Eintönige Musik

Prädikat:
Mangelhaft

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 500 Nintendo Punkte

news@mag64.de (07.02.2010)

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