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1080° Snowboarding (Virtual Console | N64)
1998 war 1080° Snowboarding von Nintendo eine kleine Revolution des jungen Trendsport-Genres. Das Spielgefühl des Boards im weichen Schnee war damals das Nonplusultra. Nach WaveRace war man auch bei auch Nintendos Snowboard-Hatz geneigt, die Definition von „guter Steuerung“ noch mal neu zu überdenken. Die Folge waren gute Wertungen rund um den Globus und viel Lob für das realistische Setting, das endlich auch erwachsene Spieler ansprach. Doch was ist über eine Dekade später vom alten Glanz geblieben? Fakten bleiben Fakten: Heute wie damals saust ihr schmale 6 Abfahrten hinab, könnt euch zusätzlich mit einer riesigen Sprungschanze vergnügen oder in die Halfpipe steigen. Mit 5 unterschiedlichen Charakteren geht es auf die Pisten, wobei Tricks keine so große Rolle spielen wie bei modernen Snowboard-Titeln. Der Kern des Spiels, der Rennmodus, konzentriert sich vollständig auf das Rennerlebnis. In drei Cups mit je vier, fünf oder sechs Abfahrten geht es jeweils gegen nur einen Gegner im Duell Mann gegen Mann. Der schnellste gewinnt. Es gibt weder eine Trickleiste, die euch Boosts verleiht, noch Waffen oder sonst irgendwelche Hilfsmittel. Ihr allein mit dem Berg und dem Konkurrenten. Die Erfahrung von damals ist heute kurioserweise wieder erfrischend neu. Derartig gewichtete Spiele gibt es kaum mehr.

Ok, die Streckenanzahl ist ein schlechter Scherz; ok, die Abfahrten sind größtenteils lange Schläuche, die den modernen Freiheitsgeist nicht zu vermitteln vermögen; ok, nur ein Gegner verspricht nicht gerade Nervenkitzel und ok, die Grafik entgeistert mit ihren grob aufgelösten Hintergrundtapeten, den deutlichen PopUps, dem zeitweiligen Ruckeln und den matschigen Felsentexturen. Die Haben-Seite wirkt beängstigend mager: nach wie vor tolle Animationen und ein auch heute beachtliches Geschwindigkeitsgefühl.

Doch das alles wird davon geweht vom berauschenden Spielgefühl. Kein modernes Snowboardspiel kommt an die Grazie, die Lebendigkeit und an das Gefühl der Echtheit dieser Steuerung heran. Ihr spürt jeden Hügel, jede Schneeverwirrung, könnt am Controller den Tiefschnee erfühlen, riecht den Eiskanal durch den Fernseher und wenn euer Charakter, beinahe stürzend, in den Schnee greift, dann fühlt ihr die Kühle auf seiner Hand. Weder der direkte Nachfolger namens „Avalanche“ für den GameCube noch sonst irgendein Snowboardspiel konnte dieses Gefühl bis heute derartig glaubhaft transportieren. 1080° lebte auf dem N64 davon, davon lebt es auf der Virtual Console.

Alles ist dem superben Spielgefühl untergeordnet. Der Rest macht heute leider nicht mehr viel her. Das damals angepriesene Wettersystem ist heute als mäßig gescriptet enttarnt, einige Clippingentscheidung des Spiels sind mehr als fragwürdig und das Tricksystem hoffnungslos veraltet. Um den namensgebenden 1080°-Trick zu vollführen, sollt ihr zum Beispiel „R+Stick drehen, R+Stick drehen+B, R+Stick drehen+B+Z“ drücken. In der Luft. In einem Sprung. Hintereinander. Viel Spaß! Es gibt auch einfache Tricks, so ist es nicht, aber es gibt einfach keinen guten Grund, diese groß auszuprobieren. Es sei denn, ihr seid Highscore-Fans. Dann sei euch der Wettbewerbsmodus empfohlen. Das Zick-Zack-Fahren um blaue und rote Fähnchen, gepaart mit waghalsigen Sprüngen, macht auch heute noch Spaß. Leider hat man es versäumt, irgendwelche Dinge zum Freischalten zu integrieren.

Der Zwei-Spieler-Modus ist aus heutiger Sicht übrigens eine Zumutung. Das Nintendo 64 wurde oft als „Nebelwerfer“ bezeichnet und dieser Modus zeigt, was hier Vater des Gedankens war. Die für damalige Verhältnisse grandiose Weitsicht des Einzelspielermodus verkommt hier zu einer Nebelschlacht sondergleichen, die partout keine spannenden Duelle aufkommen lässt. Man erkennt kaum die eigene Hand vor Augen, kontrolliertes Spielen ist nicht möglich. Hier machen sich die knapp ein Dutzend Jahre bemerkbar: Im Original-Test heißt es: "[Der Nebeleffekt] stört [...] nicht, da man von der Strecke noch mehr als genug sieht." Nach heutigen Maßstäben gilt das sicher nicht mehr. Vielmehr als stupide 1v1- Rennen sind aber sowieso nicht möglich, insofern kein allzu großer Verlust. Die tolle Spielbarkeit der Steuerung bleibt aber natürlich auch hier vorhanden. Dieser Umstand befreit den Modus aus dem gröbsten.

Fazit:
1080° Snowboarding ist auch heute noch ein gutes Spiel. Die glaubwürdige, simulationslastige Steuerung stellt bis heute eine der besten dar, die es gibt, und katapultiert den Spielspaß von ganz allein nach oben. Da stört es dann auch weniger, dass das Spiel - entsprechendes Können vorausgesetzt, da der „schwere“ Cup den Namen durchaus verdient hat - mal locker an einem Nachmittag durchgespielt sein könnte. Es kommt vor, dass ihr nach einem Monat wieder von der Lust gepackt werdet, das Snowboard rauszuholen, um den Schnee unter dem Brett zu spüren. Für Highscore-Freunde wird sowieso genug geboten, denn dafür ist der Wettbewerbungsmodus genau richtig. Während die Technik in Ehren gealtert ist, bleibt der Spielspaßkern so jung und spritzig wie und eh und darauf kommt es doch an, oder? (Hendrik)

Pluspunkte:
+ unerreicht geniale Steuerung
+ erfrischend altmodisches Rennvergnügen
+ gute Animationen
+ Geschwindkeitsgefühl beachtlich

Minuspunkte:
- Grafikaufbau und Clippingfehler
- zeitweise Framerate-Einbrüche
- unspielbarer 2-Spieler-Modus
- nur 6 Abfahrten
- Tricksystem veraltet

WERTUNG
Einzelspieler: 7,5
Mehrspieler: 3,0

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 1000 Nintendo Punkte

news@mag64.de (31.08.2009)

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