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Cho Aniki (Virtual Console | TurboGrafx 16)
Dass die Aufmachung einiger Videospiele aus Japan uns Europäern unter Umständen recht merkwürdig und skurril erscheint, ist allgemein bekannt. Was jedoch die Gestaltung des Shooters „Cho Aniki“ von Hudson Soft aus dem Jahre 1992 betrifft, will ich wirklich lieber nicht wissen, was die Spiele-Entwickler damals geraucht haben müssen, um ein dermaßen obskures Szenario nebst irrwitziger Geschichte zu konstruieren.

Und die geht so: Obwohl der Planet „Builder“ den galaktischen Bodybuilding-Wettbewerb seit nun schon zehn Jahren konkurrenzlos dominiert, ist der hiesige Kaiser verunsichert, da dem Planeten das Protein ausgeht. Zu allem Überfluss greifen nun auch noch einige Mächte auf Builder andere Planeten wahllos an, um Herrscher des Universums zu werden. So machen sich der männliche „Idaten“ und die weibliche „Benten“ auf, um die Protein-Bergbauanlagen von Builder zu zerstören und den angriffslustigen Fieslingen das Handwerk zu legen, damit die Situation nicht völlig außer Kontrolle gerät und in einem intergalaktischen Fiasko endet. Was hier sofort auffällt: Ganz normal ist das Spiel nicht. Und allzu ernst nimmt es sich selbst offenbar auch nicht.

Nachdem man sich für einen der beiden zur Wahl stehenden Charaktere entschieden hat, müssen in insgesamt fünf großen Stages in bewährter Shooter-Manier zahlreichen „robo- und cyberartig“ angehauchten Gegnerkreaturen der Garaus gemacht werden, um wieder für geordnete Verhältnisse zu sorgen. Unterstützt wird man dabei von den so genannten „Optionen“ „Adon“ und „Samson“, zwei muskelbepackte Figuren, die im Level gelegentlich anzutreffen sind, um euch (im Stile von den optionalen Mini-Raumschiffen in Gradius) mit Unterstützungsfeuer zur Seite zu stehen. Als dritte Option steht euch ab und zu auch mal ein Engel zur Seite, dem zugegebenermaßen Adon und Samson jedoch die Schau stehlen. Mit ihrem dämlichen Grinsen und übertrieben expressionistischen Darstellung ihrer durchtrainierten Körper (welche gelegentlich durch sehr amüsante Artworks präsentiert werden) sind sie doch irgendwie die wahren Helden des Spiels. Beim Eliminieren der Gegner bleibt übrigens des Öfteren etwas Protein zurück, mit dem die Hauptspielfigur um bis zu zehn Stufen und die jeweilige Option um immerhin bis zu fünf Stufen erweitert werden kann, was sich dann in Form von besseren Waffen und durchschlagskräftigeren Angriffen äußert. Die Figuren lassen sich zudem angenehm und komfortabel steuern und ihre Geschwindigkeit kann jederzeit individuell an den Geschmack des Spielers angepasst werden. Gerade bei Shootern eine sehr willkommene und sinnvolle Funktion, da jeder Spieler doch ein anderes Tempo der eigenen Spielfigur bevorzugt.

Wer sich immer noch nicht genau vorstellen kann, wie sich „Cho Aniki“ auf dem Bilschirm präsentiert, dem seien hier mal zwei typische Spielsituationen erläutert: Da sieht man sich in einem Spielabschnitt beispielsweise im unendlichen Weltraum mit einer Horde überdimensionaler Schachfiguren konfrontiert, während im Hintergrund eine sehr schräge Walzermusik dahinplätschert. Und ein Kampf mit einem der unzähligen Zwischenbosse besteht aus einem „Shoot-Out“ mit einem schwer bewaffneten „Robo-Hubwagen“ vor einer neonbeleuchteten Skyline, wozu plötzlich eine Art „Pseudo-Reggae-Musik“ einsetzt. Das sind diese typischen „Cho-Aniki-Momente“, in denen man sich fragt: „Ist auf dem Bildschirm wirklich gerade das abgelaufen, was ich da gesehen habe?“. Die Grafik des Titels ist darüber hinaus sehr solide und wird von dem Sound sogar noch übertroffen, der sich sehr abwechslungsreich, absolut verrückt und zudem in CD-Qualität präsentiert. Ein Wermutstropfen bleibt allerdings die Tatsache, dass der Titel keinen kooperativen Mehrspielermodus spendiert bekommen hat, obwohl mit zwei verschiedenen Spielfiguren dazu ja quasi die besten Voraussetzungen gegeben sind. Dieser Umstand ist einfach sehr schade, denn das Spiel verschenkt hier eindeutig etwas von seinem Potenzial, ein entsprechender Spielmodus hätte den Spielspaß sicherlich noch mal um einiges maximiert

Fazit:
„Cho Aniki“ kann man nur schwer erklären. Man muss es erleben. Wer sich auf diesen Psycho-Trip einlässt und mit dem skurril-japanischen Design etwas anfangen kann, wird mit einem wirklich einmaligen und sehr lustigen Shooter-Abenteuer belohnt, das vor allem durch seinen gelungenen Sound und seine herrliche Spielbarkeit besticht. Und alle Skeptiker sollten ihre Zweifel vielleicht noch einmal überdenken, denn „Cho Aniki“ gespielt zu haben, ist ein wahrhaft einzigartiges Erlebnis, das man garantiert nicht so schnell vergessen wird. (Niklas)

Pluspunkte:
+ Adon & Samson!!!
+ einzigartige Atmosphäre
+ grandioser Sound
+ Humor an jeder Ecke

Minuspunkte:
- einigen vielleicht zu skurril
- kein Mehrspielermodus
- genretypisch recht schwer

Wertung:
Einzelspieler: 8,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 900 Nintendo Punkte

news@mag64.de (26.01.2009)

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