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Mag64

Paper Mario: Die Legende vom Äonentor - Lesertest
  Lesertest von Hendrik Vornhagen

Schon der Titel läßt einiges vermuten und so schickt sich auch der Nachfolger des N64-Spätherbst-Klassikers Paper Mario an, den RPG Thron auf dem GameCube zu erobern. Und, ohne dass ich die aktuelle Konkurrenz Herr der Ringe - Das dritte Zeitalter und Tales of Symphonia gespielt habe, würde ich sagen: Das ist deutlich gelungen.

Paper Mario 2 fesselt ab der ersten Minute. Der Grafikstil ist zum Verlieben charmant, genauso wie das gesamte Spiel. Hat man erstmal angefangen, möchte man kaum mehr aufhören. An sich mag die Grafik den GameCube sicherlich nicht ausreizen, aber der Stil ist uneingeschränkt genial. Nicht zu empfehlen ist er natürlich penetrantischen Farben-Hassern und Anti-Comic-Fanatisten. Anders als Zelda Wind Waker kann man sich hier aber nicht über den Stil streiten. Er passt einfach die Faust aufs Auge. Paper Mario bietet dabei mal wieder das gesamte Reportaire an Nintendo Figuren auf, die es so gibt. Nur Wario gibt sich leider kein Stell-Dich-Ein, dafür kann man Mario in Wario Klamotten bestaunen ;). Und die gesamte Truppe scheint so gut drauf zu sein, wie lang nicht mehr. Was Mario Sunshine über seine ganze Länge nicht geschafft hat, gelingt Paper Mario in den ersten Minuten: Es versprüht ab der ersten Minute diesen einzigartigen Nintendo Charme.

Auch die eigentliche Spieldauer kann sich sehen lassen. Gute 30h werden Ottonormalspieler für die Story brauchen. Und während dieser Zeit wird man köstlich unterhalten. Vor allem aufgrund des superben Humors, den das Spiel vermittelt. Die Jüngeren erfreuen sich an eher simpel gestrickten Witzen und Gesichtsausdrücken Marios, wohingegen alle Ältereren Zocker über Wortspiele wie "Großf(r)ostheim" schmunzeln oder sich über den "Depp des Tages" Bowser freuen. Bowser ist einfach köstlich amüsant mit seiner etwas schusseligen Art und es muss bald Kultcharakter haben, wenn er und der eigentliche Bösewicht gegeneinander ihre Armeen auflaufen lassen und alles durch einen Bomb-Omb in die Luft fliegt. Herrlich, eure Heißatmigkeit, wie Kammy Koopa sagen würde. Es ist schon erstaunlich, wie Paper Mario 2 mich an den Controller binden konnte, bin ich doch eigentlich überhaupt kein RPG Fan. Vor allem die sehr ausstaffierte Geschichte, die hier durchaus über das gewöhnliche "Bösewicht entführt Peach" hinaus geht, und die sehr "aktiven" Kämpfe lassen keinerlei Langeweile aufkommen. Außerdem nerven hier keine Zufallskämpfe, sodass kein unnötiger Frust aufkommt.

Dafür gibt es so intelligente Rätselkost, wie schon lang nicht mehr. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Rätsel sehr fantasiereich in Szene gesetzt und lassen den Spieler immer wieder denken: "Man muss doch wohl nicht etwa... doch man muss". Und sollte man trotz allem in der (ein wenig sehr linearen) Story nicht weiter kommen, kümmert man sich einfach um die Sidequests, die es auch hier reichlich gibt. Eigens dafür gibt es eine Arbeitsvermittlung in der Stadt, die Aufträge an Mario weiterleitet. Vom Prinzip her ähnelt das ein wenig dem Rätselbuch aus Zelda Majoras Mask, ist aber auch hier absolut genial umgesetzt.

Besonderes Highlight für all diejenigen, die wirklich ALLES erforschen wollen: Nach dem finalen Endkampf, der es in sich hat, darf man nach Rohlingen zurückkehren und dort alles fehlende noch erkunden, wobei einen die Leute nun danken, dass man die Welt gerettet hat. Schon ein geniales Gefühl ;).

Übrigens sind auch die Abschnitte sehr gelungen, wo man Peach oder Bowser steuern muss. Nach jedem Kapitel darf man so mit Peach die Feindbasis untersuchen oder mit Bowser hinter Peach hertrampeln, durch stark an Super Mario Bros erinnernde Level. Der König der Reptilien kann es schließlich nicht auf sich sitzen lassen, dass jemand anderes seine Peach entführt hat, während diese sich mit einem PC anfreundet, der wissen möchte, was denn Liebe sei. Ja, dann viel Spaß beim Erklären, Peach ;).

Schade ist halt nur, dass Spiel zu 99% ziemlich linear ist. Dies machen nur die Sidequests wett, in denen es zahlreiche sogenannte Orden gibt, die, wenn sie erstmal gefunden sind, deine Fähigkeiten erheblich aufbessern können. 85 an der Zahl sind es und durch die Menge sind sie leider ziemlich schwer zu überblicken und zu zumeist auch sinnlos, da man immer nur eine begrenzte Anzahl benutzen kann. So gestaltet die Ordensammelei an sich ganz nett, aber praktisch ist es so, dass man nur einige wenige Orden immer an hat. Hier hätte es eventuell etwas Feinschliff bedurft. Außerdem sind die guten, aber auch sehr langen, Sequenzen nicht abbrechbar. Beim ersten Mal schauen stört das nicht, beim zweiten Mal dann schon irgendwann (vor Endgegnern zb.). Und zu meinem Bedauern, der Hauptkritikpunkt: Es ist irgendwann vorbei ;) Ob ihr nun RPGs mögt oder nicht, spielt dieses Spiel, sofern euch nur ein ganz kleines bisschen am Pilzkönigreich und dessen Bewohner liegt. Paper Mario und die Legende vom Äonentor ist so viel mehr als ein RPG und versprüht soviel Charme und Humor, wie es lang kein Nintendo Spiel mehr getan hat. Warum nicht schon früher so, Nintendo?

Positiv:
+ coole und passende Grafik
+ unheimlich viel Charme
+ sehr guter Humor
+ viel Abwechslung
+ nette Geschichte
+ auch für RPG Neulinge
+ innovative Rätselkost

Negativ:
- Ordensystem etwas überladen
- Sequenzen nicht abbrechbar
- Etwas zu linear

Gesamtwertung: 94%

Zum Vergleich
Skies of Arcadia Legends: 89%

Hendrik Vornhagen

 
                   

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