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Der Herr der Ringe: Das dritte Zeitalter - GCN
Kilian Pfeiffer (21.11.2004)

SYSTEM: GCN-PAL
ENTWICKLER: EA
GENRE: Rollenspiel
SPIELER: 1-2 Spieler
HANDBUCH: Deutsch
MEMCARD: 10 Seiten
60HZ-MODUS: Nein
SCHWIERIGKEIT: 2-10
SECRETS: Ja
SPRACHHÜRDE: Keine
ALTERSFREIGABE: 12+
PLII: JA
TERMIN: Erhältlich
PREIS: ca.60 Euro
KOMPLETTLÖSUNG: Nein
CHEATS / TIPPS: Nein
HIGHSCORES: Nein
LESERTESTS: Nein

   
Einleitung....

Eine der zugkräftigsten Lizenzen der letzten Jahre geht in eine neue Runde. Obwohl die Film-Trilogie bereits abgeschlossen wurde, lässt es sich "EA" nicht nehmen und veröffentlicht den nächsten potentiellen Kassenschlager in einem überarbeiteten Gewand. Das Prinzip des "Hack 'n Slay" weicht im dritten Gamecube-Ableger dem Rollenspiel-Genre, Charakterentwicklung sowie fette Kämpfe inklusive. Vor allem Letztere sind Hauptbestandteil des Spieles, Rätsel oder anderweitige Kopfertüchtigungen: Fehlanzeige! Dennoch muss man "EA" ein Lob aussprechen, da man sich im Entwicklungsstudio nicht mit dem zufrieden gab, was bereits die letzten Jahre Verkaufszahlen-technisch sehr gut funktionierte. Weiterhin sind die weltbekannten Protagonisten der Filme, in Form von Legolas, Aragorn oder aber Gandalf, nicht mehr in ihrer ursprünglichen Rolle tätig, vielmehr übernehmen sie Nebenparts und agieren in Kämpfen als "rechte Hand" oder aber - wie Gandalf - erzählen die Story in Form von Myriaden an originalen Filmschnipseln. Doch bevor wir richtig abtauchen, widmen wir uns wie üblich den allgemeinen Dingen des Spiels.

Menus und die Story....

In technischer Hinsicht bietet "Der Herr der Ringe - Das dritte Zeitalter" "EA"-like keinen 60-Hertz-Modus, die MemoryCard wird mit zehn Seiten relativ bescheiden in Anspruch genommen. Nach dem Einschalten Eures Gamecube, erwartet Euch auf dem Hauptmenu zum einen ein "Neues Spiel", in welchem Ihr das komplette Abenteuer von Anfang an erleben dürft, ein bereits gespeicherter Spielstand wird über die Option "Spiel laden" am letzten Speicherstein fortgesetzt. Da Ihr im eigentlichen Story-Modus nur die gute Seite in Mittelerde verkörpert, haben sich die Entwickler etwas Besonderes einfallen lassen und bringen Euch im so genannten "Schatten-Modus" in die Körper der gräßlichsten Biester ganz Mittelerdes. Weil dieser Modus keinem roten Faden unterliegt, wird dort ein Kampf nach dem anderen abgespult, Eure Gegner bestehen nun aus den tapferen Helden des eigentlichen Spiels. Die Optionen lassen Euch die Kamera nach Euren Wünschen einstellen, ebenfalls könnt Ihr während des gesamten Spieles den Schwierigkeitsgrad (leicht, mittel, schwer) nach Belieben ändern, die am Spiel beteiligten Personen trefft Ihr unter den "Mitwirkenden" an. Die Story des Spieles ist sehr viel anders gehalten als die Jahre zuvor, bekannte Gesichter aus den Filmen trefft Ihr nur an tragenden Spielstellen an, beispielsweise unterstützt Ihr Gandalf im phänomenalen Kampf gegen den Balrog in Moria. Oder aber Eure Gruppe schließt sich Aragorn an und kämpft mit ihm Seite an Seite auf den Pelennor-Feldern die alles entscheidenden letzten Schalchten. Held unseres Abenteuers ist Berethor, Wachmann der Feste zu Gondor, der vom Truchsess den Befehl erhält, Boromir zu folgen. Mit diesem Auftrag gewappnet startet man in das Zeit-intensive Abenteuer, welches Euch knappe 30 Stunden beschäftigen dürfte.

Hardcore-Zocker, welche sich sogleich in den härtesten der drei vorhandenen Schwierigkeitsgrade stürzen, werden bei weitem länger unterwegs sein. Selbst auf "mittel" ist das Spiel teilweise sehr fordernd, vor allem kurz vor Schluß, wenn drei ausgiebige Schlachten kurz aufeinander stattfinden, ohne dass die Möglichkeit bestünde den Spielstand noch abzuspeichern. Im Laufe des Abenteuers erweitert sich Eure Gruppe um insgesamt fünf weitere Charaktere, wobei diese komplett neu erschaffen wurden und nur äußerlich an die Protagonisten der Film-Trilogie erinnern. Hadhod der Zwerg ist unausweichlich das Pendant zu Gimli, Elegost von den Dunedain wie aus Aragorns Gesicht geschnitten. Idrial schließt sich Euch in der Nähe von Bruchtal an und stellt in meinen Augen einen der wichtigsten Mitstreiter dar, da ihre heilenden Hände oftmals einen gefallen Helden zum Leben erwecken können. Morwen aus der Penmark stößt erst im späteren Spielverlauf auf Euch, selbst der Liebes-Aspekt rund um Eure Protagonisten kommt im Spiel nicht zu kurz ;-) . Als letzter im Bunde ist Eaoden zu erwähnen, ein Magie-begabter Kämpfer, welcher sich in Eurer Gruppe als nützlich erweisen könnte. Zur Story selbst sollte nicht mehr allzu viel gesagt werden, da sich diese im Laufe der Spielstunden entwickelt und nicht so viel hergibt, um sie detailliert besprechen zu können.

Das Gameplay....

Das Hauptaugenmerk sind, wie bereits erwähnt, die Kämpfe. Eure Gruppe läuft in Form eines einzelnen Helden durch die weitläufigen Lande und wird urplötzlich in Kämpfe verwickelt. Zum einen gibt es geplante Kämpfe, denen Eure Gruppe nicht entgehen kann (erkennbar am blauen Palantir im oberen linken Bildschirm), zum anderen zufällige Auseinandersetzungen, welchen man mit viel Glück entkommt. Charakteristische Schauplätze der Bücher sowie Filme wurden detailliert in's Spiel umgesetzt, von Moria, über Helms Klamm bis zu den Pelennor-Feldern ist so ziemlich alles vertreten, was Action-reiche Schalchten verspricht. Die Steuerung wurde sehr intuitiv in Szene gesetzt, in den Runden-basierten Kämpfen gilt es zumeist sowieso nur Befehle auszuwählen, ein aktives Eingreifen in das Kampfgeschehen ist nicht möglich. Wird Euer Charakter in eine Schlacht verwickelt, werdet Ihr auf einen separaten Bildschirm gebracht, auf welchem Eure Gruppe (maximal drei Personen Eurer Gruppe, wobei ein "Gastcharakter" als vierte Person agieren kann) der Gegnerschar gegenübersteht. Am rechten Bildschirmrand erkennt Ihr die Befehlskette, welche das Antlitz des als nächstes agierenden Charakter anzeigt. Im rechten unteren Bildschirm befindet sich die so genannte "Wucht-Anzeige", die sich nach jedem erfolgreich plazierten Schlag um ein kleines Stückchen füllt. Ist diese komplett voll, haben Eure Helden die Chance, eine vernichtende Spezialattacke ("Banner Elendils", "Geist Gwaihirs") auf Eure Gegner rasseln zu lassen. Ist ein solcher Monsterangriff aktiv, werden beispielsweise die Ents gerufen, welche Eure Kontrahenten mit mächtigen Hieben vom Bildschirm schlagen. Oder aber Ihr lasst einen simplen "Pfeilhagel" auf die Feindesschar nieder regnen, der alen Gegnern Schäden zufügt. Wesentlich effektiver ist aber das "Banner Elendils", welches Eure Monsterkollegen stark schädigt, um sie letztendlich in das Reich der Träume zu schicken.

Den mit Abstand größten Effekt erzielte meines Erachtens aber eine ganz andere Attacke und zwar von Aragorn in der Rolle eines Gastkämpfers. Das "Heer der Toten" (255 AP) kostet zwar dementsprechend viele Aktionspunkte (AP), dafür schädigt es Eure Gegner auch bis auf's Äußerste. Apropos Aktionspunkte: für die Schlachten sehr entscheidend, kostet beinahe jeder Angriff (außer Standardattacken) AP's. Idrial erlernt beispielsweise im fortgeschrittenen Spiel "Gil-galads Wut", einen effektiven, dreifachen Nahkampfangriff, der Eure Gegner stark schwächt. Berethors Schwertkünste sind ebenso nicht zu verachten, der "Zorn Gondors" (100 AP) verschafft unserem Protagonisten einen fünffachen Nahkampfangriff, welcher den Großteil Eurer Gegner klein beigeben lässt. Jede Aktion, die ein Charakter Eurer Gruppe durchführt, fällt unter einen bestimmten Fähigkeiten-Überbegriff. Zum einen wären hier die Waffenkünste, zum anderen die "Magischen Fähigkeiten" zu erwähnen. Obwohl es noch weitere Fähigkeiten gibt, beschränken wir uns zur Erklärung auf diese zwei. Greift Eaoden seine Feinde häufig mit dem Speer an und landet erfolgreiche Treffer, so erhöhen sich dessen "Speerkünste" pro gezieltem Treffer um einen Fähigkeitspunkt. Innerhalb der "Speerkünste" lassen sich im Laufe des Spieles viele weitere Attacken frei spielen, immer abhängig von der Einsatzhäufigkeit sowie der Treffergenauigkeit. Idrial lernt beispielsweise erst im Laufe des Abenteuers die magische Fähigkeit "Aura der Valar", mit der sie einen gefallenen Charakter automatisch wiederbelebt. Zu anfangs kann sie Teammitglieder nur teilweise heilen und einen kleinen Part der Lebensenergie zurück geben, später werden ihre Fähigkeiten wesentlich effektiver, es ist ihr sogar möglich zu bestimmen, wer als nächstes agieren darf. Vor allem Aragorn dürfte für diese Wahl prädestiniert sein, denn sein "Heer der Toten" räumt unter den Feinden ordentlich auf.

Weiterhin ist es Eurer Gruppe möglich AP's von Euren Feinden zu stehlen, Gesundheitspunkte (GP) von einem feindlichen Charakter auf sich selbst zu übertragen oder aber Unverwundbarkeit über einen befreundeten Helden zu legen. Eine Vielzahl an interessanten Fähigkeiten erfreuen das Herz eines jeden Rollenspielers, es motiviert ungemein, wenn man auch noch nach 20 Stunden Spielzeit eine neue Attacke erhält, welche im Kampf ungeahnte Resultate erzielt. Ein weiterer Pluspunkt des Spieles sind die Unmengen an Ausrüstungsgegenständen, die Ihr vor allem auf den weitläufigen Ebenen von Mittelerde vorfindet. Im Minutentakt werdet Ihr mit neuen Waffen versorgt, eine Vielzahl an Power-Ups unterstützt Euch während den Energie-raubenden Kämpfen. Gleichgültig ob Ihr zusätzliche Gesundheitspunkte benötigt, Euch von negativen Statusveränderungen (Lähmungen...) befreien lassen, oder aber Eure Aktionspunkte verdoppeln wollt: für jegliche Möglichkeiten werdet Ihr etwas passendes vorfinden, vor allem das immens umfangreiche Waffenrepertoire wird Euch begeistern. Unendliche Kombinationsmöglichkeiten erfreuen Rollenspielfans, Eure Helden wollen mit Schulter- sowie Brustplatten ausgestattet werden, Arm- und Beinschienen tun ein Übriges hinzu. Kurzbögen erfreuen Elegost, Eaoden entzückt sich über den "Speer der Königin". Ringe über Ringe verleihen den Protagonisten zusätzlichen Rüstungsschutz, aus Mithril gefertigte Helme den ultimativen Rüstungswert. Jeder Charakter hat zum Ende des Spieles Unmengen an Waffen sowie Rüstungsutensilien, begehrte Elbensteine (maximal vier pro Charakter) schenken Euch neue Fähigkeiten (beispielsweise Licht- und Schattenzauber, zusätzlicher Rüstungswert, Erstellung von Objekten...). In diesem Bereich macht kaum ein anderes Spiel dem aktuellen Werk von "EA" etwas vor. Vor allem diese Dinge sind es, die den Spieler zum Weiterspielen motivieren.

Obwohl beinahe nach jedem zweiten bis dritten Kampf (später etwas seltener) die Charaktere im Level aufgestuft werden, gefällt es immer wieder, die erhaltenen Punkte auf Eure Charakterwerte (Stärke, Konstitution, Tempo, Geist, Geschicklichkeit) zu verteilen. Neben den immerwährenden Kämpfen, die teilweise nach wenigen Schritten auf Euch warten, gibt es leider ziemlich wenig Anderes. Rätsel sind einfach nicht vorhanden, Eure Aufträge beschränken sich darauf mit bestimmten Personen zu reden oder aber eine besondere Anzahl an Trollen nieder zu schlagen. Dieses Manko verwehrt dem Spiel höhere Wertungsregionen, vor allem deshalb, weil knappe 30 Stunden Kampf schlichtweg zu viel ist. Dass ein oder andere Rätsel hätte schon sein müssen, im späteren Spielverlauf bangt man teilweise, um nicht im nächsten Moment erneut in einen Kampf verwickelt zu werden. Dennoch wird man bis zum Ende des Spieles bei der Stange gehalten, oben genannte Punkte motivieren ungemein. Obwohl der "Schatten-Modus" als bloßer Zusatz zu verstehen ist, macht er für die ein oder andere Runde Spaß, eine eigene Story oder dergleichen blieb ihm allerdings verwehrt. Zwar besitzen Mittelerdes Kreaturen ihre eigenen interessanten Angriffsmöglichkeiten, auf Dauer - vor allem wegen der fehlenden Storyline - motiviert dies jedoch nicht.

Grafik & Sound....

Die Vertonung des Abenteuers übernahmen teilweise die deutschen Synchronstimmen der Trilogie, vor allem Gandalf fällt hier sehr positiv in's Bild, da dieser die komplette Hintergrundgeschichte wiedergibt. Selbst die Protagonisten des Abenteuers wurden hervorragend getroffen, nur selten klingt das Gesagte nicht überzeugend. Die Musikuntermalung ist wie so oft sehr schön in Szene gesetzt, brachiale Sounds leiten die Kampfsituationen ein, die klassischen Stücke der Oberwelt sind eine Leckerei für die Ohren. Dennoch überzeugt der Sound der Gamecube-Vorgänger ein wenig mehr. In grafischer Hinsicht sind die Welten zu detailarm, trotz ihrer enormen Größe, ist das Spiel viel zu linear gehalten, die Landschaften wurden nicht sehr hübsch mit Leben gefüllt. Selbst Moria wirkt irgendwie ermüdend, die komplette Gegend scheint leblos, da Feinde meist erst auf dem Kampfbildschirm sichtbar werden. Dank des Radars bewegt Ihr Euch immer auf vorgegebenen Pfaden, größere Freiheiten lässt Euch das Spiel so gut wie nie. Die Effekte während der Kämpfe sind hingegen großes Kino und gefallen durch die Bank weg, zwar können die Kampfanimationen nicht unterbrochen werden, jedoch können sie auch noch nach 20 Stunden begeistern. Heftige Explosionen blenden das Auge, Feuersbrünste jagen über den heimischen Fernseher, Staubwolken nehmen die Sicht Eurer Charaktere. Es ist einfach eine wahre Freude an den Kämpfen teilzuhaben. Besonderes Augenmerk gilt dem fantastisch in Szene gesetzten Balrog - eine wahre Augenweide.

Multiplayer

Zwei-Spieler-Partien unterstützt "Der Herr der Ringe - Das dritte Zeitalter" ebenso, jedoch werdet Ihr das Vergnügen nur während der Kämpfe gemeinsam teilen können. Nur dort kann Euer Partner drei der insgesamt sechs Charaktere übernehmen (Spieler 1: Berethor, Elegost, Morwen; Spieler 2: Eaoden, Idrial, Hadhod). Auf der normalen Oberwelt steuert lediglich Spieler 1 Eure Gruppe, auf Grund der zahlreichen Kämpfe werdet Ihr aber dennoch mehr Spaß als in der Solo-Kampagne haben.

Fazit....

Trotz des ständig gleichen Ablaufs fesselt der neueste Teil der "Herr der Ringe"-Saga bis zum Schluss. Gründe hierfür sind zum einen die stetige Charakterentwicklung, zum anderen die Unmengen an genialen Ausrüstungsgegenständen, die sichtbare Auswirkungen auf Eure "Untertanen" haben. Effektvolle Kämpfe bieten reichhaltigen Augenschmaus, die Oberwelt dürfte dennoch ausgeschmückter dargeboten werden. Auf Grund seiner extremen Linearität verschenkt das Abenteuer eine Menge an Potenzial, Rätseleinlagen oder Kopfnüsse wären auf jeden Fall Pflicht für mögliche Nachfolgerspiele. Die angesprochenen Makel berücksichtigt, bleibt dennoch ein toll spielbares Erlebnis, dass Euch bis zum Ende vor den Fernseher fesseln wird. "Herr der Ringe"-Fans greifen sowieso zu, alle anderen sollten abwägen indem sie bei einem Händler Eures Vertrauens Probe spielen.

 

+ Charakterentwicklung
+ Vielfalt an Ausrüstung
+ Grafisch opulente Gefechte
+ zugkräftige Lizenz
+ lange Spielzeit
+ tolle Vertonung
+ Action pur
+ Vielzahl an Angriffstechniken
- keine Rätsel
- zu linear
- unspektakuläre Helden

GRAFIK: 80%

SOUND/EFFEKTE: 83%

MULTIPLAYER: 82%

GESAMTWERTUNG: 79%

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