Einleitung....
Schon mal etwas von den "Bratz" gehört? Vier kesse Gören, die nichts anderes im Kopf haben als das Glamour-Leben zu genießen, beim Shoppen Kohle auf den Kopf zu hauen sowie mit dem Flugzeug rund um den Erdball zu jetten. In "Bratz - Rock Angelz" für Euren Game Boy Advance dürft Ihr genau diese Sachen machen. Jedoch gibt Euch das Spiel den Verlauf strikt vor! Grundsätzlich wird klar beschrieben was Ihr als nächstes zu tun habt, abseits des Weges habt Ihr recht wenig Interaktionsmöglichkeiten. Die Art und Weise wie das Spiel umgesetzt wurde, gibt Aufschluss darüber, dass es sich bei den Bratz um einen Schnellschuss übelster Art handelt.
Menus und die Story....
Drei Menüpunkte erwarten Euch auf dem Titelbildschirm. Im "Galeriemodus" dürft Ihr Jade, Cloe, Sasha sowie Yasmin nach Lust und Laune ankleiden - je nach dem was Euer aktueller Kleiderschrank hergibt. Ebenso kann auf bereits erworbene Möbel ein Blick geworfen werden. Allein die Bildchen der verfügbaren Objekte zeugen von Lustlosigkeit seitens der Entwickler, die dürftigen Beschreibungen tun hier ein Übriges hinzu. Im "Minispiel-Modus" könnt Ihr je nach Spielfortschritt bis zu neun Minispiele anwählen, die Ihr dann nach Belieben spielen dürft. Minispiele werden erst dann frei geschaltet, sobald Ihr im "Story-Modus" diese zum ersten Mal angespielt habt. In Letzterem werdet Ihr die meiste Zeit verbringen, die Bratz wollen schließlich ihren Hobbies frönen und möglichst viel - hart erarbeitetes Geld ;-) - auf den Putz hauen.
Cloe, Jade, Sasha und Yasmin haben Großes vor: Sie wollen die Glamour-Welt um ein weiteres Hochglanz-Luxus-Magazin bereichern. Inklusive spannender Stories, den aktuellsten Modetrends sowie Styling-Tipps, welche derzeit in Mode sind. Natürlich können sich die Rock Angelz kein fertiges Magazin aus den Hemdsärmeln zaubern, sondern benötigen erst einmal eine Redaktion - unglücklicherweise liegen die Räume in Nachbarschaft zu Burdine Maxwell, der größten Konkurrentin der Angelz und Herausgeberin des "Your Thing"-Magazins. Nichtsdestotrotz wollen die vier kessen Mädels einen Magazin-Start wagen und machen sich daran die internationale Glamour-Welt zu erobern.
Technik und Gameplay....
In "Bratz - Rock Angelz" steuert Ihr eine der vier Gören aus einer "Schräg-von-oben"-Perspektive. Obwohl die Wahl mit welcher der Angelz Ihr herum lauft bei Euch liegt, können gewisse Aufgaben nur mit bestimmten Mitgliedern Eurer neu gegründeten Redaktionscrew bewältigt werden. Die Steuerung der Mädels ist alles andere als gelungen und ziemlich unpräzise in Szene gesetzt. Vor allem die miserable Skateboard-Steuerung ist ein Affront gegenüber Tony Hawk-Veteranen. Was man hier verbrochen hat, ist fern aller vorbildlichen Steuerungspräzision und einfach in der heutigen Zeit schwer vermittelbar.
Weil das Abenteuer sehr linear und vor allem für die jüngere Zielgruppe gedacht ist, gibt Euch eine Checkliste Aufschluss darüber, was als nächstes absolviert werden muss, um in der Story voran zu kommen. Meist wird Euch schnell klar, wo das nächste Problem am Schopf gepackt werden kann, ein kleines Symbol verdeutlicht Euch den nächsten Zielpunkt. Obwohl der eigentliche Schauplatz des Geschehens aus zwei Hochhäusern sowie London besteht, wirkt die Umgebung sehr dürftig. Die Areale sind sehr künstlich in Szene gesetzt, die Stockwerke innerhalb der Hochhäuser dienen eher zur Staffage - ganz besonders deshalb, weil man beinahe zu keinem Zimmer Zutritt hat.
Euren Spielfortschritt könnt Ihr zu jedem Zeitpunkt festhalten, eine interne Batterie verewigt Eure Erfolge. Wichtig wird das dann, wenn es beispielsweise gilt, Kleidungsstücke aller Boutiquen in London aufzukaufen. Und genau hier liegt die Krux: Das Euch fehlende Geld müsst Ihr bekanntlich erst verdienen - ohne Moos nix los! Die Klamotten würden daher in den Schaufensterregalen verstauben. Um hier für Abhilfe zu sorgen, haben sich die Entwickler neun Minispiele einfallen lassen, wobei beim größten Teil kaum Spaß aufkommt. Shoppen zu gehen ist in "Bratz - Rock Angelz" nicht das Problem - jedoch geht es beinahe schon in Stress über ausreichend Geld zusammen zu bekommen, um Edeldesigns einzukaufen. Und genau diese Moneten verdient Ihr beim Absolvieren der Minispiele.
Beim "Hunderennen" müsst Ihr Wauwaus - "Nintendogs" lässt grüßen - nach Ihrem Bellen erkennen. Im "Skateboard-Spiel" wird wirklich der Vogel abgeschossen. "Unpräzise" ist kein Wort für dieses Steuerungsverbrechen! Was haben sich die Entwickler dabei nur gedacht? Allein die Tatsache, dass Ihr über merkwürdig anmutende Flecken am Boden fahren müsst, verlangt einem vernünftigen Menschen nicht mehr als ein Kopfschütteln ab. Das "Sternschnuppen"-Spiel bringt Euch als Fotograf ganz groß raus! Eigentlich könnt Ihr Euren Sucher stillhalten, da die Sternschnuppen sowieso so gut wie immer an der optimalen Stelle vorbei sausen und Ihr nur noch den Knopf betätigen müsst. Ein Minispiel der etwas besseren Art ist "Rhythmus". Hier gilt es herabfallende Lippen rechtzeitig per Tastendruck zu löschen, so dass Ihr keinen Fehler in den Song einbaut. Mit "A", "B", "links" und "rechts" aktiviert Ihr die gewünschten Felder und sorgt für die optimale Klangabfolge. Im Laufe der Zeit wird das Prozedere dermaßen schnell, dass der Überblick zumeist zu einer reinen Glückssache verkommt. Jedoch macht das Geldverdienen hier Spaß, die Tatsache, dass man hier sehr viele "BlingBling" (Währung im Spiel) ergattern kann, tut hier ein Übriges hinzu. Im "Schmuck D-Ziner" (haha… was für ein gelungenes Wortspiel ) kreiert Ihr Eure eigene Halskette, die "Hektische Küche" erlaubt Euch als Eisverkäufer tätig zu werden, um möglichst jeden Eisbecher mit der richtigen Eissorte zu füllen. Selbst als Rock Stars agieren die Angelz in der Software-Katastrophe des Jahres. Die Art und Weise wie das Spiel umgesetzt wurde, lässt selbst Spielanfänger erschaudern.
Da sich die Aufgaben zumeist auf Gespräche mit bestimmten Personen oder aber ausgiebige Shoppingtouren beschränken, kommt kein Spielspaß auf, die langen, uninspirierten Laufwege verschärfen den Effekt noch zusätzlich. Die Möglichkeit, die Angelz nach Lust und Laune in neue Schale zu werfen, sowie die Gelegenheit den Redaktionsraum mit Möbeln einzurichten, machen das Spiel auch nicht mehr fett.
Grafik & Sound....
In Sachen Grafik haben wir es hier mit einer schlichten Katastrophe zu tun. Die komplette Umgebungsgrafik wirkt pixelig, abgehackte Animationen verursachen starke Augenschmerzen. Hinzu kommen blasse Farben, welche die sowieso schon vorhandene trübe Stimmung keineswegs aufpäppeln. Im Besonderen fallen die Straßenzüge auf: Undetaillierte, langweilig-graue Flächen, die von immer gleichen Häuserfassaden begleitet werden. Pfui!
Selbst beim Sound können sich die Entwickler von "Altron Corporation" nicht retten. Das immer gleiche Gedudel begleitet Euch im gesamten Abenteuer. Soundeffekte oder dergleichen wurden schlichtweg ausgespart. Warum etwas gut machen, wenn es auch schlecht geht?
Fazit....
Neben der Tatsache, das "Bratz - Rock Angelz" zum unverschämten Vollpreis von knapp unter 40 Euro verkauft, kann man hinzufügen, dass es sich hierbei um eines der schlechtesten Software-Umsetzungen überhaupt für den Game Boy Advance handelt. Selbst die eigentliche Zielgruppe wird mit solch uninspirierter Ware keine Freude haben. Während des Mag'64-Testzeitraumes gehörten Aufputschmittel zur allgemeinen Nahrungsergänzung ;-) . Ansonsten kann man dieses Stück Software nicht aushalten. Bevor Ihr 40 Euro für dieses Produkt bei Eurem Händler Eures Vertrauens hinblättert, solltet Ihr Euch vielleicht doch überlegen, Sinnvolleres damit anzustellen. Zum Beispiel in die nächste Kinderabteilung stürmen, um Euch eine Puppe zum Spielen zuzulegen! Ich garantiere, dass Ihr damit mehr Spaß haben werdet als mit den vier Modepüppchen aus "Bratz - Rock Angelz"!
